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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0051
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Über Form und Bau des menschlichen Magens.

(B. 10) 51

werden können, so muß angenommen werden, daß sie eine beson-
dere Entstehungsursache haben, da sie doch der Form des ruhenden
leeren Magens nicht entsprechen, weder der gewöhnlichen des
schlaff zusammengelegten noch des völlig kontrahierten.
Ich glaube einen wichtigen Hinweis zur Lösung der Frage
gefunden zu haben in den Untersuchungen über die Wirkung
von Arzneimitteln, besonders von Opiaten auf die Tätigkeit des
Magens. Die Bilder, welche SCHÜTZ durch Einwirken einer Reihe
von Giften auf den herausgenommenen überlebenden Hunde-
magen erhalten hat, zeigen wichtige Abweichungen von der
Normalform. Besonders aber die Röntgenbilder, welche AIAGNUS
von der Katze, v. D. VELDEN vom Menschen nach Darreichung
von Tinctura opii und Morphin beobachtet haben, stimmt
ganz auffallend mit den Leichenformen der Fig. 3 und 4, mit
Pseudo-Sanduhr- und Isthmusformen überein. Die genannten
Arzneimittel bewirken das Auftreten einer Ringfurche etwa in
der Mitte des Corpus oder auch völlige Kontraktion des unteren
Corpusabschnittes und des Canalis. Die Figuren von v. D. VELDEN
zeigen das deutlich. Es handelt sich dabei offenbar um sogen.
Dauerkontraktionen (,,Tonus"), bei denen die Muskelzellen in ent-
sprechender Verkürzung in Ruhe verharren. Würde durch Ein-
nahme von Opiumtinktur oder Morphin kurz vor dem Tode der
Magen in einen solchen Zustand versetzt, in dem ein Teil der Musku-
latur in Verkürzung in Ruhe steht, und würde er in diesem Zustande
von der Totenstarre befallen, so müßte offenbar der Leichenmagen
die entsprechende Form aufweisen, sofern er vor der Lösung
der Totenstarre untersucht würde. Am häufigsten und am deut-
lichsten müßte also der ,,überlebende" Magen, wie ihn besonders
AscHOFF untersucht hat, dieses Bild darbieten. Wäre diese An-
nahme richtig, dann fände ein großer Ted der Leichenformen des
Alagens seine Erklärung, dann wäre der Magen mit dem ,,Isthmus"
ebenso wie der mit dem ,,Tubus gastricus" eine durch die Toten-
starre fixierte Opiatform, wobei freilich noch aufzuklären bliebe,
warum die Opiatwirkung gerade in der Mitte des Corpus ansetzt.
Genaue statistische Untersuchungen mit kritischer Bewertung
anderer Entstehungsursachen der Leichenform des Alagens müssen
zeigen, ob unter allen Umständen diese Formen der Wirkung
der Opiate oder anderer Arzneimittel ihre Entstehung verdanken,
und wie weit andere Ursachen, etwa beginnende Fäulnis gelegent-
lich die gleichen Bilder erzeugen. Jedenfalls halte ich mich nach
 
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