Über Form und Bau des menschlichen Magens.
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das glatte Durchlaufen der Flüssigkeiten macht die Annahme
einer durch Falten gebildeten Magenstraße durchaus nicht not-
wendig (s. S. 60). Diese Muskelbündel deuten aber jedenfalls
daraufhin, daß die Magenstraßenfalten auch anders entstehen
können als durch Stauchung der Schleimhaut bei der Verengerung
des Magenhohlraumes infolge Kontraktion der Gesamtmuskulatur.
Wie freilich das beschriebene typische Schleimhautrelief, besonders
die verschiedene Gestalt der Magenstraßen- und der übrigen Falten
nun wirklich zustandekommt, habe ich bisher nicht ergründet,
ln der Anordnung der Muskulatur und der Submucosa finde ich
keine hinreichende Erklärung. Vielleicht liegt eine besondere
Struktur in der Muscularis mucosae vor, die ich nicht näher unter-
sucht habe.
Kann ich mich also WvLnEYERS in ihrer Einfachheit beste-
chenden Beschreibung und Deutung der Magenstraße nur bedingt
anschließen, so muß ich auch gegenüber den Beschreibungen des
Sulcus salivalis Vorbehalte machen. Vor allem: so wenig wie die
Magenstraße im gefüllten Magen scheint irgendeiner der Unter-
sucher, soweit ich der Literatur entnehme, den Sulcus salivalis
wirklich gesehen zu haben, weder im kontrahierten noch im dila-
tierten Magen. Was über sein Vor- und Zustandekommen gesagt
wird, ist im wesentlichen Vermutung und Konstruktion. Man stellt
sich vor, daß die Fibrae obliquae bei ihrer Kontraktion längs der
kleinen Kurvatur eine Binne bilden. Der oft herangezogene Ver-
gleich mit der Schlundrinne im Wiederkäuermagen kann diese
Vermutung nicht stützen. Denn die Lippen dieser Schlundrinne
sind schleimhautbedeckte Muskelwülste, die sich leistenförmig
über die umgebende Muskulatur erheben (Näheres bei ELLEN-
BERGER).
Von einer derartigen muskulösen Grundlage ist aber heim
Sulcus salivalis keine Rede. Die Fibrae obliquae haben eine glatte
Oberfläche ohne Leisten, bilden ein flaches Muskelband, das sich
an keinem meiner Präparate von menschlichen Mägen, auch nicht
an Querschnitten, nennenswert über die Ebene der Ringmusku-
latur erhebt. Zu den Schleimhautfalten besteht gewöhnlich keine
unmittelbare Beziehung, nur an einem einzigen stark kontrahierten
leeren Magen habe ich auf dem dicht unter der Gardia geführten
Querschnitte das ventrale Schrägbündel etwas in die Basis der
lateralen Magenstraßenfalte vorspringen sehen. Mucosa und Sub-
mucosa sind auch im Vergleich zu den Fibrae obliquae so mächtig,
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das glatte Durchlaufen der Flüssigkeiten macht die Annahme
einer durch Falten gebildeten Magenstraße durchaus nicht not-
wendig (s. S. 60). Diese Muskelbündel deuten aber jedenfalls
daraufhin, daß die Magenstraßenfalten auch anders entstehen
können als durch Stauchung der Schleimhaut bei der Verengerung
des Magenhohlraumes infolge Kontraktion der Gesamtmuskulatur.
Wie freilich das beschriebene typische Schleimhautrelief, besonders
die verschiedene Gestalt der Magenstraßen- und der übrigen Falten
nun wirklich zustandekommt, habe ich bisher nicht ergründet,
ln der Anordnung der Muskulatur und der Submucosa finde ich
keine hinreichende Erklärung. Vielleicht liegt eine besondere
Struktur in der Muscularis mucosae vor, die ich nicht näher unter-
sucht habe.
Kann ich mich also WvLnEYERS in ihrer Einfachheit beste-
chenden Beschreibung und Deutung der Magenstraße nur bedingt
anschließen, so muß ich auch gegenüber den Beschreibungen des
Sulcus salivalis Vorbehalte machen. Vor allem: so wenig wie die
Magenstraße im gefüllten Magen scheint irgendeiner der Unter-
sucher, soweit ich der Literatur entnehme, den Sulcus salivalis
wirklich gesehen zu haben, weder im kontrahierten noch im dila-
tierten Magen. Was über sein Vor- und Zustandekommen gesagt
wird, ist im wesentlichen Vermutung und Konstruktion. Man stellt
sich vor, daß die Fibrae obliquae bei ihrer Kontraktion längs der
kleinen Kurvatur eine Binne bilden. Der oft herangezogene Ver-
gleich mit der Schlundrinne im Wiederkäuermagen kann diese
Vermutung nicht stützen. Denn die Lippen dieser Schlundrinne
sind schleimhautbedeckte Muskelwülste, die sich leistenförmig
über die umgebende Muskulatur erheben (Näheres bei ELLEN-
BERGER).
Von einer derartigen muskulösen Grundlage ist aber heim
Sulcus salivalis keine Rede. Die Fibrae obliquae haben eine glatte
Oberfläche ohne Leisten, bilden ein flaches Muskelband, das sich
an keinem meiner Präparate von menschlichen Mägen, auch nicht
an Querschnitten, nennenswert über die Ebene der Ringmusku-
latur erhebt. Zu den Schleimhautfalten besteht gewöhnlich keine
unmittelbare Beziehung, nur an einem einzigen stark kontrahierten
leeren Magen habe ich auf dem dicht unter der Gardia geführten
Querschnitte das ventrale Schrägbündel etwas in die Basis der
lateralen Magenstraßenfalte vorspringen sehen. Mucosa und Sub-
mucosa sind auch im Vergleich zu den Fibrae obliquae so mächtig,