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Petersen, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 11. Abhandlung): Studien über Stützsubstanzen: 1. Über die Herkunft der Knochenfibrillen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36563#0005
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Studien über Stützsubstanzen.

(B.11)5

nadeln eines Schwammes, die krystallenen Skelettstücke eines
Seeigels oder um die Skelettsubstanzen der Wirbeltiere bandeln.
Einige Worte mögen hier eingeschoben werden über den Streit,
ob dabei von einer ,,Umwandlung" des Protoplasmas oder einer
Ausscheidung zu reden sei. Ich halte das für einen Wortstreit.
Jede Sekretion kann eine Umwandlung genannt werden, denn die
Materie, die später als Sekret erkennbar wird, steckt vorher in
der Zelle, ist ein Teil des lebenden Protoplasten. Die geringere
oder größere Geschwindigkeit in der Ergänzung des verbrauchten
Materials allein ist es, die den Vorgang unter Umständen als Um-
wandlung von Zellteilen erscheinen läßt, nämlich ob der Protoplast
dabei an Größe abnimmt oder nicht. Die lebende Substanz voll-
zieht in allen Fällen eine Synthese, leitet sie wenigstens ein, und
von einer Umwandlung sollte man nur dann reden, wenn vom
Protoplasten nichts, d. h. kein regenerationsfähiges Gebilde, übrig
bleibt wie das vom Horn der Epidermis, vom Hauttalg und vom
Gift des gefleckten Salamanders beschrieben wird.
Die an zweiter Stelle angedeutete Art der Entstehung kolla-
gener Fasern ist mit aller erforderlichen Deutlichkeit von MEVES^
für die Beinsehnen des Hühnerembryos nachgewiesen worden.
Dabei ist merkwürdig, daß von einem gewissen Zeitpunkt an,
die Nachbildung junger Fasern aus den Zellen oder Zelloberflächen
aufzuhören scheint. Wie dann der weitere Zuwachs an Fasern zu-
stande kommt, ist dunkel. MEVES ist der Ansicht, daß sich die
Fasern fortan durch Spaltung vermehren, auch an freie Faser-
bildung aus der Grundsubstanz ist zu denken. Wir wollen die
beiden Arten der Faserbildung den Modus Meves und den Modus
Ebner nennen.
Hier taucht die Frage nach der Natur der kollagenen und elasti-
schen Faser auf, nämlich ob totes Sekret oder lebendes Organ.
Einige Autoren halten sie für selbständige lebende Gewebeteile,
nach Analogie der Zellen. Die Fähigkeit zu wachsen und sich zu
vermehren wird ihnen zugeschrieben. Das letztere folgert HEinEN-
HAiN- aus ihrer Anordnung in Bündeln verschiedener Ordnung.
Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, diese Dinge, die grund-
legende methodologische und erkenntniskritische Probleme ent-
1 MEVES, Über Strukturen in den Zellen des embryon. Stützgewebes
sowie über die Entstehung der Bindesubstanzfibrillen, insbesondere derjenigen
der Sehne. Arch. f. mikrosk. Anat. 75, 1910.
2 ÜEIDENHAIN, Plasma und Zelle. Jena. Bd. II. 1911.
 
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