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Petersen, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 11. Abhandlung): Studien über Stützsubstanzen: 1. Über die Herkunft der Knochenfibrillen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36563#0012
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12 (B. 11)

HANS PETERSEN :

nicht angedeutet. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die EßNER-
sche Theorie der Zahnbeinbildung auch hier voraussetzt: Ausbil-
dung der fibrillären Struktur in einer homogenen Gallerte.
Der Ausdruck Osteoid stammt von KöLLiKER und den Modus
der einphasigen Osteoidbildung können wir den Modus KoEL-
LiKERi nennen. Der Modus v. IvoRFF hätte dann drei Phasen:
1. Bildung eines Bündels kollagener Fasern, 2. diese werden durch
Kittsubstanz vereinigt, 3. in dieser Masse werden Kalksalze ab-
gelagert.
Es ist dabei allerdings von vornherein zu überlegen, ob die
v. KoRFFsehen Fibrillenzöpfe alle Fasern des Knochens liefern,
oder ob nicht für die zweite Phase wieder der EBNER sehe Vorgang
gilt, Ausflockung einer Gallert^ unter Bildung von Fasern. Wir
haben oben bereits angedeutet, daß man die Faserzöpfe zum Teil
sehr wohl im jungen Knochenbälkchen wieder erkennen kann und
daß die Fasern der zwischen diesen Bündeln befindlichen Teile
wohl auf irgend eine Weise von den Osteoblasten herrühren.
Die v. IvoRFF sehen Zöpfe wären dann wahre SHARPEYsche Fasern
und das glaube ich in der Tat behaupten zu dürfen, wobei aller-
dings hinzuzufügen wäre, daß es vielleicht Knochen gibt, dessen
sämtliche Fasern SHARPEYsche Fasern wären. Betrachtet man
die KoELLiKERsehen Abbildungen in der Publikation von 1888,
so fällt einem die große Ähnlichkeit der mit den Faserzöpfen zu-
sammenhängenden Bündel im jungen Knochen mit den Gebilden
auf, dieKoELLiKER in seinen Abbildungen alsSharpeysche Fasern
bezeichnet.
Der oben gekennzeichnete Modus IvoRFF der Knochenbildung
ist eine typische Bindegewebsverknöcherungk In der Literatur
spielt dieser Ausdruck Verknöcherung eine gewisse Bolle, um un-
klare Vorstellungen zu verdecken. Es wird da ein Vorgang be-
schrieben, und wenn man glaubt nun kommt die Enthüllung des
Geheimnisses, die Schdderung oder eine Theorie dessen, worauf
es ankommt, nämlich des Zustandekommens der spezifischen
1 Wenn auch Koelliker nicht der Begründer der Theorie der Osteo-
genese ist, wie sie in den Lehr- und Handbüchern meist dargestellt wird, so
ist sein Name so eng mit unserer Kenntnis dieser Dinge verbunden, daß es
gestattet sein mag, seinen Namen zur kürzeren Verständigung mit dieser
Theorie zu verknüpfen.
2 GuRwiTscn gibt in den ,,Vorlesungen" 1913 eine v. KoRFFsche Ab-
bildung wieder mit der Bezeichnung: ,,Bindegewebeverknöcherung".
 
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