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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0019
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Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B. 14) 19

Der Ganalis semicircularis horizontalis (C. $. A.) — wir geben die fol-
genden Bahnen nach MusnENS wieder — entsendet Fasern (47) zum Nucleus
Bechterewi (uß) und zum Nucleus Deitersi (uD). Der Ganalis verticalis
anterior (C. e. a.) sendet ein System zu uD (43). Von uD geht eine Faserung
(49) zum gekreuzten A44, von ui? eine zum gleichseitigen AD (20) und wahr-
scheinlich eine (24) zum gleichseitigen 7V. Von AD und ui steigt je ein System
(22 = Fasciculus commissuro-medialis und 23= Fasciculus interstitio-spinalis)
im Tractus longitudinalis dorsalis abwärts. Endlich haben wir in der Com-
missura posterior verlaufende Gommissurfasern (24) zwischen den beiden AD.

II.
Die von uns untersuchten Erkrankungen des Striatum
und des Pallidum^.
1. Der Status marmoratus (Etat marbre) oder die ange-
borene regressive einfache oder Littlesche Starre.
In Teilen des verkleinerten Striatum ist an Stelle der üblichen
Ganglienzellen ein unter normalen Verhältnissen nicht vorhandener
Faserfilz getreten. Entsprechend dem Zellschwund existiert immer
eine sekundäre Degeneration strio-pallidärer Fasern. Weitere faß-
bare Veränderungen fehlen dagegen im striären System.
Nach unseren allgemeinen pathologischen Kenntnissen muß
diese Erkrankung als eine angeborene Mißbildung aufgefaßt werden,
wobei selbstverständlich in suspenso zu lassen ist, wie weit während
des embryonalen Lebens exogene Elemente zu ihrer Entstehung
erforderlich sind.
Diese Mißbildung äußert sich vor allem in spastischen Zu-
ständen. Diese befallen aber erstens nicht speziell die Prädi-
lektionsmuskeln der corticalen spastischen Lähmung. Sie nehmen
zweitens niemals die Intensität wirklicher Kontrakturen an. Viel-
fach treten sie sogar nur in der Form eines zeitweisen Spasmus
(sogen. Spasmus mobilis) auf. Die Sehnenreflexe sind nicht wesent-
lich gesteigert, der Bauchdeckenreflex erhalten. Der Spasmus
kann im wesentlichen auf die Beine beschränkt sein (spastische
Paraplegie FREUDS). Er ist auch da, wo er in unseren Fällen Arme
und Beine befallen hat, ausnahmslos in den Beinen am stärksten.
1 Eine ausführliche Schilderung der der folgenden Darstellung zu-
grunde liegenden Fälle bringen wir — soweit dieselben nicht schon eine
solche gefunden haben — in C. und 0. Vomr, Zur Lehre der Erkran-
kungen des striären Systems: Journal f. Psychol. u. Neurol. Bd. 25.
 
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