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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0041
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Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B. 14) 41

Etat marbre-Veränderungen rufen qualitativ gleiche und nur quan-
titativ verschiedene Krankheitssymptome hervor. Die Intensität
der Hyperkinesen steht dabei in proportionalem Verhältnis zur
Stärke des pathologischen Prozesses. Nun führen aber gerade die
schwersten Zustände zu einem so weitgehenden Schwund der
strio-pallidären Faserung, daß in derartigen Fällen für große
Partien des Striatum eine wesentliche funktionelle Einwirkung
auf das Pallidum ausgeschlossen ist. Wenn also einer Zunahme
der Krankheitserscheinungen eine Abnahme der überhaupt mög-
lichen Einwirkung des Striatum auf das Pallidum parallel geht,
so können die bei dem Etat marbre in Erscheinung tretenden
Hyperkinesen — d. h. spastische Zustände, Athetose, choreatische
Unruhe, Mitbewegungen sowie Zwangslachen und -weinen — nicht
als Parakinesen des Striatum, sondern nur als substriäre Hyper-
kinesen aufgefaßt werden.
Endlich sehen wir dem Fortschreiten der der chronischen
Chorea zugrunde liegenden elektiven Zellnekrose eine Zunahme
der choreatischen Erscheinungen parallel gehen. Der nekrotische
Prozeß führt seinerseits aber schließlich zu einer so vollständigen
Degeneration der strio-pallidären Faserung, daß auch hier die
Annahme eines an Intensität zunehmenden Reizzustandes gänzlich
ausgeschlossen ist. Sind aber die späteren Stadien einer progres-
siven Chorea keine Reizerscheinungen, so können wir auch den
bei Reginn der Erkrankung schon qualitativ gleichen und nur an
Intensität schwächeren choreatischen Bewegungen keine andere
Genese zuschreiben. Wir dürfen dementsprechend der der Chorea
zugrunde liegenden Zcllnekrose in keinem Stadium die Fähigkeit
zusprechen, vornehmlich reizend zu wirken. Diese Auffassung
wird noch durch die Tatsache gestützt, daß der analoge Prozeß
in der Hirnrinde bei der HuNTiNGTONsehen Chorea meist ganz
ohne Reizphänomene verläuft.
Wenn aber die Zellnekrose der Chorea keine Reizerscheinungen
hervorruft, so liegt es nahe, auch dieses nicht von jenen herd-
förmigen Parenchymnekrosen mit sekundären Gliawucherungen
anzunehmen, welche in WESTPHALS Fall Johann Reichardt teil-
weise zu hyperkinetischen Erscheinungen führten, die den Charakter
des Torsionsspasmus hatten. Sind aber die an den Torsions-
spasmus erinnernden Hyperkinesen im Falle WESTPHALS Ent-
hemmungserscheinungen, so müssen wir dann auch in der Total-
nekrose von THOMALLAs Fall Alfred L. die torsionsspastischen
 
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