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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0044
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(B.14)

ÜECILE und ÜSEAR VOGT:

Gesamtauffassung von der Pathophysiologie des striären Syndroms
wird also durch die Existenz oder Nichtexistenz der Bindearm-
chorea nicht beeinflußt. Kommt sie vor, so erhält eben i + ??cF
derartig wesentliche Anregungen aus der in endigenden
Bindearm- und rote Kern-Strahlung durch Vermittlung von
Associationsneuronen, daß ihr Ausfall zu einer weitgehenden Auf-
hebung der Funktion von mc + ^ + w.cF führt.
Auf alle Fälle ist aber in dieser Weise ANTONS Fall Johann K.
zu erklären. Derselbe zeigte in den letzten Lebensjahren im An-
schluß an einen Ictus neben linksseitiger Hemianopsie, Ataxie und
schwerer Sensibilitätsstörung stundenlang keine Bewegungen der
linken Extremitäten, keine Teilnahme derselben an normaler Weise
mit beiden Körperhälften ausgeführten Willkürleistungen oder
Gesten und eine sehr stark verminderte Tendenz zu Augenbewe-
gungen sowie Gesichts- und Körperwendungen nach links. Bei der
anatomischen Untersuchung fand der Autor das vorderste Viertel
des rechten Thalamus und das Striatum + Pallidum intakt. Der
Rest des rechten Thalamus war zerstört. Die in diesem Fall
erhaltenen + ? + /?cF entbehrten also der von uns bei normalen
Verhältnissen angenommenen Anregungen aus den zerstörten
Thalamusgebieten. Auf diesen Ausfall zufließender Reize führen
wir wenigstens einen Teil der von ANTON beobachteten Akinesen
zurück. Dabei lassen wir aber nicht die thalamischen Anregungen
- wie ANTON — direkt vom Thalamus ins Tegmentum, sondern
erst auf dem Umwege über Pallidum + Striatum in dasselbe
ziehen.
Der ANTON sehe Fall lehrt aber noch ein weiteres. In ihm fallen
nicht nur primäre Automatismen, sondern auch willkürlich oder
affektiv bedingte Bewegungen aus. wv + ^+^cF müssen deshalb
normaler Weise auch auf dem Wege der zerstörten Thalamus-
kerne corticale Anregungen erhalten. Eine solche Bahn existiert
nun tatsächlich in der cortico-thalamischen Faserung. Jede Rinden-
stelle, welche thalamo-corticale Fasern empfängt — und das tut
unserer Ansicht nach die ganze Hirnrinde —, entsendet auch Fasern
zum Thalamus und zwar je nach der Rindengegend in einen
besonderen Thalamuskern. Diese Fasern hat 0. VoGT schon 1896
als Träger der affektiven Erregung zum Thalamus angesprochen.
Er hat damit ein physiologisches Verständnis für ihre Existenz
angebahnt. Nehmen wir nun ebenfalls intrathalamische Associa-
tionsneurone zwischen den Endigungen dieser Fasern und wc+^+^cF
 
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