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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0052
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52 (B.14)

ÜECILE und OSKAR VOGT:

Wert, der pathologischen Anatomie ist damit von neuem bestä-
tigt worden.
Er ist es aber auch noch nach anderer Richtung. Die patho-
logisch-anatomische Gruppierung der Krankheitsbilder muß — so
führten wir weiter in unserem ,,Erster Versuch usw." aus — einer
nur den pathogenen Hauptfaktor erfassenden vor
allem deswegen vorgezogen werden, weil die gleiche Aetiologie zu
ganz verschiedenen Krankheitsbildern führen kann. SpiELMEYER
hat noch in letzter Zeit entsprechende Beispiele aus der Hirn-
rindenpathologie angeführt. Heute können wir diese Tatsache
auch an Erkrankungen des striären Systems zeigen. In dem
BiELSCHOwsKYsehen Typus der cerebralen Hemiatrophie schließt
sich an einen akut einsetzenden sogen, encephalitischen Herd die
Ausbildung eines Etat fibreux des Striatum an. Dieser kann aber
auch — wie wir bereits in unserem ,,Erster Versuch usw." erwähn-
ten — im Anschluß an eine encephalitische Erweichung der Um-
gebung beim Erwachsenen entstehen. Ferner ruft aber auch die
progressive Paralyse eine ähnliche elektive Nekrose des Striatum
hervor. Und endlich begegnen wir dem gleichen pathologischen
Prozeß bei den aetiologisch sicher ganz anders begründeten Krank-
heiten der einfachen und der HUNTINGTON sehen Chorea. Aus der
neuesten Literatur seien diese Belege noch dahin erweitert, daß
nach den Feststellungen HELENE DEUTSCHS eine vorübergehende
Strangulierung zu der gleichen Totalnekrose im Striatum und
seiner Umgebung führen kann, welche bei der WiLSON sehen
Krankheit eine ganz andere Ursache hat.
Für diejenigen Arzte, welche zwar an sich den großen klassi-
fikatorischen Wert der pathologischen Anatomie anerkennen, aber
selbst nur zu klinischer Arbeit Gelegenheit haben, wie für die-
jenigen Erkrankungen des Zentralnervensystems, welche heute
noch nicht anatomisch faßbar sind, ist es von großer Wichtigkeit
zu wissen, auf welche klinischen Momente besonders im Interesse
einer künftigen pathologisch-anatomischen Klassifikation zu achten
ist. Wir fanden für die vier von uns im ,,Erster Versuch usw."
unterschiedenen Striatumerkrankungen ,,die gegenwärtig greif-
barsten Merkmale nicht, im Zustandsbild, sondern in der Zeit
des Auftretens und im Verlauf". Unsere neuen Gruppen
pathologisch-anatomischer Veränderungen des striären Systems
führen zum gleichen Ergebnis.
 
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