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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0053
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Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B. 14) 53

Zu diesen Schlußfolgerungen kommen nun noch einige in
unserem ,,Erster Versuch usw." nicht berührte.
Der Etat marbre ist eine angeborene Mißbildung, welche in
diesem Grade bisher nur im Striatum beobachtet worden ist.
Sie ergreift dabei nie die Umgebung des Striatum. Nur in sehr
viel leichterem Grade kommt sie daneben als C. VoGTS Plaques
fibromyeliniques im Cortex cerebri vor. Die elektive Zellnekrose
befällt bei der einfachen Chorea nur das Striatum. Bei der HuN-
TiNGTON sehen Chorea ist in zweitstärkstem Maße die Hirnrinde
beteiligt. Bei der Paralyse erkrankt das Striatum nur ausnahms-
weise. Der Status dysmyelinisatus betrifft vornehmlich die palli-
däre Faserung. Die Totalnekrose beginnt wohl immer im Putamen.
Ebenso sind für die im Etat de desintregation vereinigten patho-
logischen Prozesse das Striatum und — wohl in etwas geringerem
Grade — das Pallidum Prädilektionsstellen. Wir sehen so, daß
einerseits das striäre System oder Teile desselben von bestimmten
Erkrankungen ausschließlich, besonders stark oder speziell oft
heimgesucht werden, daß sie anderen Krankheiten dagegen seltener
verfallen. Wir liefern so einen neuen Beitrag zur Lehre der un-
gleichen Widerstandskraft verschiedener Grisea gegen-
über verschiedenen Noxen. Solche Feststellungen sind aber
der erste Schritt auf dem sicher sehr schwierigen Wege zu einer
Erkenntnis der Ursache der ungleichen Widerstandskraft der
einzelnen Grisea: einer Ursache, die schließlich in einem besonderen
Chemismus der einzelnen Grisea zu suchen sein wird und deren
Aufdeckung die unentbehrliche Voraussetzung jener Chemo-
therapie ist, von der wir einzig und allein einmal eine erfolgreiche
Bekämpfung der Heredodegenerationen erwarten können.
Andererseits müssen wir aber auf Grund unserer Befunde
jener Tendenz entgegentreten, eine Beziehung zwischen den
ungleichen Dispositionen zur Nekrose und der Phylogenie anzu-
nehmen. Die phylogenetisch jüngsten Gebilde sollen eine gestei-
gerte Empfindlichkeit zeigen. Wir sehen nun aber im Status
dysmyelinisatus vornehmlich die phylogenetisch älteren dicken
Fasern degenerieren und die jüngeren dünnen striopallidären Fasern
an diesem Prozeß gar nicht oder wenigstens in viel geringerem Grade
teilnehmen. Und wir sehen öfter das Striatum zugrunde gehen,
wo phylogenetisch viel jüngere Hirnrindenpartien intakt bleiben.
Es gilt jetzt noch eine letzte Bedeutung hervorzuheben. Wir
haben des öfteren schon zuletzt in den ^Allgemeinere Ergeb-
 
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