12 (B. 4)
MAX WEBER:
Der asiatische oder ,orientalische" Charakter dieser Fauna
wurde, wie oben bereits kurz angedeutet, der Forschung im Laufe
der Zeit stets deutlicher, damit die Annahme eines einheitlichen
Ursprunges derselben und schließlich die Forderung einer einst-
maligen landfesten Verbindung der betreffenden Länder. Hypo-
thetisch blieb nur das Wann und das Wie.
Gehen wir auch hier wieder von einer Tiefenkarte aus, auf der
wir das Meer um 70 m sinken lassen, so schwillt das südöstliche
Asien gewaltig an und tritt in breite Verbindung mit Sumatra,
Java, Borneo und den dazwischen gelegenen Inseln. Damit wird
der Forderung der Tiergeographie wenigstens insofern Genüge
geleistet, als im Pleistozän eine zusammenhängende Landmasse von
Siam und Malakka bis zur Makassarstraße sich erstreckte.
Aus den hieraus sich ergebenden Problemen möchte ich hier
nur ein neues, bisher noch nicht erörtertes zur Sprache bringen.
Aus der PENCKsehen Hypothese folgt, daß zur Eiszeit große,
heute vom Aleer überflutete Landmassen trocken lagen. Daß und
wie sie unter den Einfluß der Atmosphaerilien gerieten, braucht
uns hier nicht zu beschäftigen, wohl aber die Tatsache, daß die
bereits bestehenden Flüsse durch das neue Land ein Bett sich
graben mußten, um in dem zurückgedrängten Aleere ihre Aus-
mündung zu finden, daß ferner der Regen, der auf dies neue Land
fiel, in neuen Rinnsalen und Betten einen Abfluß suchen mußte.
Das Flußnetz erfuhr demnach Ausdehnung und Änderung; jetzt
geschiedene Flüsse können Nebenflüsse eines größeren Stromes
gewesen sein u. a. m.
Auf diese neuen Gesichtspunkte hat vor kurzem AloLEN-
GRAAFFi in überzeugender Weise hingewiesen und dabei die Möglich-
keit erörtert, ob sich diese inzwischen durch Steigen des Meeres
um 70 m ,,ertrunkenen" Flußbetten durch Ablotung des Aleeres-
bodens der Java- und Südchinesischen See noch nachweisen lassen.
Der pleistozäne Unterlauf der Flüsse liegt ja jetzt unter dem Aleere
und von vielen Küsten sind ja solche submarine Flußbetten nach-
gewiesen worden.
Da nun bekannt ist, wie sehr die Ausgestaltung des Fluß-
netzes z. B. von Alitteleuropa zur Diluvialzeit vom heutigen Zu-
stande abwich, sowohl in der Ausdehnung der Flüsse, als auch,
i G. A. F. MoLENGRAAFF, Over het ontstaan der Java-Zee en der Zuid-
Chineesche Zee. Versl. Alg. Verg. Maatsch. ter bevord. v. h. Natuurk. Onder-
zoek d. Nederl. Kolonien Mei 1919.
MAX WEBER:
Der asiatische oder ,orientalische" Charakter dieser Fauna
wurde, wie oben bereits kurz angedeutet, der Forschung im Laufe
der Zeit stets deutlicher, damit die Annahme eines einheitlichen
Ursprunges derselben und schließlich die Forderung einer einst-
maligen landfesten Verbindung der betreffenden Länder. Hypo-
thetisch blieb nur das Wann und das Wie.
Gehen wir auch hier wieder von einer Tiefenkarte aus, auf der
wir das Meer um 70 m sinken lassen, so schwillt das südöstliche
Asien gewaltig an und tritt in breite Verbindung mit Sumatra,
Java, Borneo und den dazwischen gelegenen Inseln. Damit wird
der Forderung der Tiergeographie wenigstens insofern Genüge
geleistet, als im Pleistozän eine zusammenhängende Landmasse von
Siam und Malakka bis zur Makassarstraße sich erstreckte.
Aus den hieraus sich ergebenden Problemen möchte ich hier
nur ein neues, bisher noch nicht erörtertes zur Sprache bringen.
Aus der PENCKsehen Hypothese folgt, daß zur Eiszeit große,
heute vom Aleer überflutete Landmassen trocken lagen. Daß und
wie sie unter den Einfluß der Atmosphaerilien gerieten, braucht
uns hier nicht zu beschäftigen, wohl aber die Tatsache, daß die
bereits bestehenden Flüsse durch das neue Land ein Bett sich
graben mußten, um in dem zurückgedrängten Aleere ihre Aus-
mündung zu finden, daß ferner der Regen, der auf dies neue Land
fiel, in neuen Rinnsalen und Betten einen Abfluß suchen mußte.
Das Flußnetz erfuhr demnach Ausdehnung und Änderung; jetzt
geschiedene Flüsse können Nebenflüsse eines größeren Stromes
gewesen sein u. a. m.
Auf diese neuen Gesichtspunkte hat vor kurzem AloLEN-
GRAAFFi in überzeugender Weise hingewiesen und dabei die Möglich-
keit erörtert, ob sich diese inzwischen durch Steigen des Meeres
um 70 m ,,ertrunkenen" Flußbetten durch Ablotung des Aleeres-
bodens der Java- und Südchinesischen See noch nachweisen lassen.
Der pleistozäne Unterlauf der Flüsse liegt ja jetzt unter dem Aleere
und von vielen Küsten sind ja solche submarine Flußbetten nach-
gewiesen worden.
Da nun bekannt ist, wie sehr die Ausgestaltung des Fluß-
netzes z. B. von Alitteleuropa zur Diluvialzeit vom heutigen Zu-
stande abwich, sowohl in der Ausdehnung der Flüsse, als auch,
i G. A. F. MoLENGRAAFF, Over het ontstaan der Java-Zee en der Zuid-
Chineesche Zee. Versl. Alg. Verg. Maatsch. ter bevord. v. h. Natuurk. Onder-
zoek d. Nederl. Kolonien Mei 1919.