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Möllendorff, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 9. Abhandlung): Über Funktionsbeginn und Funktionsbestimmung in den Harnorganen von Kaulquappen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36561#0010
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10 (B. 9)

W. V. MOELLENDORFF:

(1908—1911), W. v. MoELLENDORFF (1915) wissen wir, daß die
Granrdafärbung speziell der Niere abhängig ist von der Dispersität,
d. h. dem Verteilungsgrade der Farbstoffe im Lösungsmittel. Dabei
lagern sich in den Nierenzellen nur solche Farbstoffe ab, die auch
im Harne erscheinen. Das ist für uns besonders wichtig; wir können
aus diesem Grunde aus dem Zustandekommen einer granulären
Nierenfärbung auf das Bestehen eines Ausscheidungsvorganges
auch in den Fällen schließen, wo die Kleinheit der Urinmenge den
Nachweis einer Farbstoffausscheidung unmöglich macht.
Es gibt Farbstoffe, die im Lösungsmittel so grob verteilt sind,
daß sie in der Niere nicht ausgeschieden werden. Einen sehr gün-
stigen Lösungszustand besitzen dagegen für unsere Zwecke Farb-
stoffe wie Trypanblau, Lithionkarmin, Wasserblau, Diaminblau usw.
Sie werden bei subkutaner Eingabe rasch im Körper verteilt, ver-
lassen diesen aber nur langsam, so daß es in den zur Speicherung
befähigten Zellen zu einer ausgiebigen Farbstoffablagerung kom-
men kann. Sind endlich die Farbstoffe in den Lösungen zu fein
verteilt, so durcheilen sie den Organismus, ohne daß wesentliche
Farbstoffmengen von den Zellen zurückgehalten werden. Solche
Substanzen werden sehr schnell durch Galle und Harn ausge-
schieden.
Die Farbstoffablagerung in den Zellen selbst muß als Spei-
cherung aufgefaßt werden. Beim Durchtritt der Farbstofflösung
durch die Zellen bleiben jeweils Teilchen an den Wänden der
Flüssigkeitsstraßen des Protoplasmas hängen, um deren Lage sich
dann Wasser ansammelt, wodurch die Vakuolen entstehen. Diese
sind also die Folge einer Farbstoffadsorption und in der Regel als
solche neu in der Zelle entstanden. Denkbar wäre auch, daß durch
andere, den Farbstoffen physikalisch gleichartig wirkende Sub-
stanzen (Abbauprodukte des Stoffwechsels) schon Vakuolen in
der Zelle entstanden sind, denen sich dann Farbstoffteilchen bei-
gesellen könnten. Jedenfalls haben physikalisch-chemische Unter-
suchungen (W. ScnULEMANN 1914, 1917, W. V. MoELLENDORFF
1916—1918 u. a.) erwiesen, daß zur Farbstoffspeicherung keine
chemisch differenten Zellsubstanzen notwendig sind, sondern daß
der Vorgang einer Koagulation des Farbstoffes durch Konzen-
trierung, evtl, unter Mitwirkung von Elektrolyten, entspricht.
Dadurch wird die vitale Anwendung gerade der sauren Farb-
stoffe in besonderem Maße geeignet, um Transportfragen und Aus-
scheidungsvorgänge zu untersuchen. Die basischen Farbstoffe, die
 
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