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Bütschli, Otto; Kossel, A. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1920, 1. Abhandlung): Das Lebenswerk Otto Bütschlis: eigene Aufzeichnungen des Verstorbenen — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.41198#0014
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4 (B. 1)

Otto Bütschli:

Wirkens“ voraussichtlich bald eine Grenze gesetzt werden wird,
so darf man sich wohl, ohne als unbescheiden zu gelten, über das
Geleistete Rechenschaft geben, ja sich desselben auch freuen. Und
so gestatten Sie mir, daß ich Ihnen an diesem Tage hierüber
einiges berichte, nachdem ich schon bei dem 25 jährigen Dozenten-
jubiläum 1903 über meinen etwas eigenartigen Entwicklungsgang
gesprochen habe, der mich vom beabsichtigten Studium der Chemie
über die Mineralogie, Geologie und Palaeontologie endlich zu der
lebenden Welt der Tiere geführt hat.
Ich glaube auch, daß es Sie an diesem Tage besonders interes-
sieren wird, über die Forschungsarbeit, die ich auf diesem Gebiet
leisten konnte, etwas zu vernehmen. — Auch die früheste Zeit
der Mineralogie und Geologie ging nicht ohne Spuren von Gedruck-
tem vorüber (1866, siehe die Bibliographie S. 13); ich erwähne hier be-
sonders eine kurze Notiz über mikroskopische Studien an Gesteinen
(1867), weil damit meine spätere Arbeit als Mikroskopiker schon
vorgezeichnet erscheint; denn in dieser Richtung läuft doch die
Grundlinie meines späteren langjährigen Forschens.
Meine erste zoologische Untersuchung (1870) galt der Ent-
wicklungsgeschichte der Biene; denn in dieser Zeit stand die Onto-
genie an der Spitze der zoologischen Forschung und begeisterte
die Jugend vor allem. — Auch in späteren Jahren wandte ich
mich gelegentlich ontogenetischen Studien zu, so über Nemer-
tinen (18735), Chaetognathen (18733), Nematoden (18752,3),
Gastropoden (18752, 18761 u. 18773) und Hirudineen (18773),
ohne jedoch gerade tiefer in diese Probleme einzudringen. Aber
sie gaben indirekt Veranlassung zu einigen spekulativen ontogene-
tischen Betrachtungen; so über die Gastraeatheorie (18832), wo
ich versuchte, die verschiedenen Modifikationen der Gastraea-
bildung auf eine ursprüngliche Ausgangsform zurückzuführen. Ich
füge gleich bei, daß der entwicklungsmechanische Vorgang der
Gastraeaeinstülpung mich fortgesetzt interessiert hat und schließ-
lich in den letzten Jahren (1915) zu einer Vorstellung über die
Mechanik führte, die — wie ich hoffe — sowohl für die Invagina-
tion der Gastrula als für ähnliche ontogenetische Prozesse wichtig
und erklärend erscheint. — Zu diesen spekulativen onto-phylogene-
tischen Studien rechne ich ferner einen Versuch Mund und After
der bilateralen Tiere auf den Blastoporus der Gastraea zurück-
zuführen, der sich durch mittlere Verwachsung in diese beiden
Öffnungen differenziert habe (18761 u. 18773), eine Anschauung,
 
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