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Bütschli, Otto; Kossel, A. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1920, 1. Abhandlung): Das Lebenswerk Otto Bütschlis: eigene Aufzeichnungen des Verstorbenen — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.41198#0020
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10 (B. 1)

Otto Bütschli:

eines Mineralogen und eines Chemikers scharf angefochten, wes-
halb ich mich zu meiner Verteidigung ernstlich mit diesem rein
chemischen Problem beschäftigen mußte (19051, 19061, 2i 4). Das
Ergebnis war, daß meine Deutung jener Täfelchen durchaus richtig
war, daß jedoch — wenn ganz reine Kalilauge verwendet wird —
zuerst ähnliche Täfelchen von Calciumoxyd entstehen, die aber
in dem Maß als die Kalilauge Kaliumkarbonat bildet, in das
Doppelsalz übergehen. Bei diesen Untersuchungen konnte ich
noch ein zweites Doppelsalz von Calcium- und Kaliumkarbonat
auffinden und schließlich auch feststellen, daß auch Natrium-
karbonat neben dem lange bekannten Gaylussit, der ein Doppel-
salz mit Calciumkarbonat ist, noch ein zweites bildet. Dies wurde
in einer Notiz im Journal für praktische Chemie (19071) mitgeteilt,
sodaß ich im Alter in der Tat noch einmal unter die Chemiker
geraten bin.
Zu den Arbeiten rein chemischer Natur darf ich ferner eine
schon im Jahre 1874 veröffentlichte über das Chitin zählen (18744),
die ich im Laboratorium meines Freundes A. Emmerling in Kiel
ausführte. Auch eine rein physiologisch-chemische über die Respi-
ration der Küchenschabe wurde bei dieser Gelegenheit ausgeführt
(18743). Leider konnte ich dieses interessante Gebiet nicht weiter
verfolgen. Weiter reiht sich hier an, die Erforschung der chemi-
schen Natur der Skeletstacheln der zu den Radiolarien gehörenden
Acantharier (19066, 19073). Nachdem über dies Problem sehr ver-
schiedene Ansichten aufgestellt worden waren, gelang die über-
raschende Feststellung, daß diese Stacheln aus Strontiumsulfat
bestehen, was später noch spektroskopisch festgestellt wurde.
Hiermit dürfte meine Tätigkeit als Beobachter wohl abge-
schlossen erscheinen, da ich mich seit etwa 1908 auf Wunsch
einiger Schüler, wenn auch nicht ohne erhebliche Bedenken, einer
neuen Aufgabe zuwandte, nämlich der Bearbeitung meiner ,,'Vor-
lesungen über vergleichende Anatomie“ in einem Lehrbuch
(1910, 1912, 1920). Wenn ich mich im jugendlichen Alter bemüht
hatte die Protozoen zu schildern, so sollte jetzt im Alter der Bau
der gesamten Tierwelt vergleichend dargestellt werden. Ob es
mir noch gelingen wird dieses Schlußwerk meiner wissenschaft-
lichen Arbeit zu vollenden, nachdem bis jetzt der erste Band
abgeschlossen ist, aber wegen des Krieges leider noch nicht völlig
gedruckt werden konnte, steht dahin. An meinen Bemühungen
soll es nicht fehlen, obgleich die Arbeit eine recht saure ist.
 
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