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Bütschli, Otto; Kossel, A. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1920, 1. Abhandlung): Das Lebenswerk Otto Bütschlis: eigene Aufzeichnungen des Verstorbenen — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.41198#0022
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12 (B. 1)

Otto Bütschli:

philosophischen Abschweifungen wieder auf den Boden der Beob-
achtungswissenschaft zurückzukehren.
Überschaue ich nun an diesem ernsten Lebensabschnitt das
Erstrebte und Geleistete, so kann ich nicht verhehlen, daß ich
mit einer gewissen Befriedigung auf das Erzielte zurückblicken
darf, in dem Sinne, den ich schon am Eingang hervorhob, daß ich
zu erreichen versuchte, was ich nach Anlage und Fähigkeit ver-
mochte, und daß ich dafür auch reiche Anerkennung gefunden
habe. Aber die größte Befriedigung gewährt die erfolgreiche Arbeit
selbst, und wer diese Befriedigung genossen, der wird leicht ein
gewisser Fanatiker der Arbeit und sieht mit Furcht den Tagen
entgegen, wo ihm die heilsame Arbeit verwehrt sein wird.
Über meine Wirksamkeit als akademischer Lehrer will ich
bei dieser Gelegenheit nicht weiter reden, da ich mich schon 1903
bei der 25jährigen Dozentenfeier darüber ausgesprochen habe.
Damals stand ich auf der Flöhe der Betätigung; jetzt fühle ich
mich schon recht erheblich ruinenhaft und reif für die Ausstellung
im Museum, als Erinnerung früherer Tage. Daß mir die langjährige
akademische Lehrtätigkeit trotz der großen Mühen, die sie machte,
eine große Freude bereitet hat, gestehe ich gerne. Die Freude
bestand aber hauptsächlich in der Hochachtung meiner Kollegen
und der überreichen Verehrung und Zuneigung, die mir die zahl-
reichen Schüler und Schülerinnen so einstimmig entgegenbrachten,
wofür ich stets vor allem aber heute von ganzem Herzen dank-
bar bin.
,,Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten“ so wird es auch
mir gehen und gehen müssen, aber das Gefühl, daß mein Werk
als Forscher und Lehrer in der Erinnerung meiner Schüler und in
den Annalen unserer Wissenschaft nicht ganz vergessen werden
wird, dies wird mich als schönster Schatz begleiten so lange ich
atme. Und damit nochmals herzlichsten und tiefgefühltesten Dank
für die Liebe und Güte, die Sie mir alle an diesem 70. Geburtstag
so überreich entgegenbringen. Möchten Sie auch den alten Pro-
fessor als ein freundliches Bild gern in der Erinnerung bewahren.
 
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