Über die Beziehung der Biochemie zu den morphologischen Wissenschaften. 17
Ich greife wiederum zu dem Blutfarbstoff zurück.. Die für
ihn charakteristische Gruppe von 4 Pyrrolkernen erscheint bei ge-
wissen Wirbellosen in der Haut als Oberflächenfarbe. Nach der
Art des Auftretens müssen wir annehmen, daß die biologische
Funktion dieser Substanz eine andere geworden ist, wie die des
Blutfarbstoffs und daß sie nicht mehr mit der. Atmung in Zusammen-
hang steht, daß es vielleicht nur auf die Lichtabsorption, auf die
Färbung ankommt. Wenn dies richtig ist, so wird aber auch
ein großer Teil des Blutfarbstoffmoleküls, speziell dasjenige Atom,
welches den Sauerstoff trägt, das Eisen, entbehrlich, es wird ab-
gestoßen und die farbgebende Gruppe aus dem großen Molekül
herausgeschält. Der Rest, den wir nun in der Haut der Tiere
vorfinden, ist das Hämatoporphyrin, ein Körper, dessen Darstellung
aus dem Blutfarbstoff schon den älteren Biochemikern bekannt war.
In sehr auffallender Weise sind derartige Erscheinungen der
Vereinfachung bei dem Molekül der Eiweißstoffe zu beobachten.
Ich habe vorhin hervorgehoben, daß die großen biochemischen Ein-
heiten, zu denen z. B. die Stärke, die Fette und die Eiweißkörper
gehören, in der Weise gebildet sind, daß die Atome sich zunächst
zu kleineren Verbänden, den sogenannten Bausteinen zusammen-
lagern, die Bausteine fügen sich dann zu den großen Molekülen
aneinander. Nun können in den gewöhnlichen Eiweißstoffen, wie
sie in der lebenden Substanz auftreten, mehr als 20 verschiedene
Arten von Bausteinen zu einem großen Bauwerk vereinigt sein.
Es ist auch möglich, die relative Menge dieser Bausteine festzustellen.
Das Ergebnis solcher Analysen soll in diesen Figuren dargestellt
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, Mathemat.-naturw. Kl. Abt. B. 1921. 1. Abh.
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Ich greife wiederum zu dem Blutfarbstoff zurück.. Die für
ihn charakteristische Gruppe von 4 Pyrrolkernen erscheint bei ge-
wissen Wirbellosen in der Haut als Oberflächenfarbe. Nach der
Art des Auftretens müssen wir annehmen, daß die biologische
Funktion dieser Substanz eine andere geworden ist, wie die des
Blutfarbstoffs und daß sie nicht mehr mit der. Atmung in Zusammen-
hang steht, daß es vielleicht nur auf die Lichtabsorption, auf die
Färbung ankommt. Wenn dies richtig ist, so wird aber auch
ein großer Teil des Blutfarbstoffmoleküls, speziell dasjenige Atom,
welches den Sauerstoff trägt, das Eisen, entbehrlich, es wird ab-
gestoßen und die farbgebende Gruppe aus dem großen Molekül
herausgeschält. Der Rest, den wir nun in der Haut der Tiere
vorfinden, ist das Hämatoporphyrin, ein Körper, dessen Darstellung
aus dem Blutfarbstoff schon den älteren Biochemikern bekannt war.
In sehr auffallender Weise sind derartige Erscheinungen der
Vereinfachung bei dem Molekül der Eiweißstoffe zu beobachten.
Ich habe vorhin hervorgehoben, daß die großen biochemischen Ein-
heiten, zu denen z. B. die Stärke, die Fette und die Eiweißkörper
gehören, in der Weise gebildet sind, daß die Atome sich zunächst
zu kleineren Verbänden, den sogenannten Bausteinen zusammen-
lagern, die Bausteine fügen sich dann zu den großen Molekülen
aneinander. Nun können in den gewöhnlichen Eiweißstoffen, wie
sie in der lebenden Substanz auftreten, mehr als 20 verschiedene
Arten von Bausteinen zu einem großen Bauwerk vereinigt sein.
Es ist auch möglich, die relative Menge dieser Bausteine festzustellen.
Das Ergebnis solcher Analysen soll in diesen Figuren dargestellt
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, Mathemat.-naturw. Kl. Abt. B. 1921. 1. Abh.
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