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Kossel, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 1. Abhandlung): Über die Beziehung der Biochemie zu den morphologischen Wissenschaften: Rede ... — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41199#0018
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A. Kossel;

sein. Der Inhalt jedes Kreises ist durch Radien in Abschnitte geteilt,
jeder Abschnitt entspricht eine r Art von Bausteinen und sein Flächen-
inhalt der relativen Menge dieses Bausteins. Der durch chemische
Analyse noch nicht aufgeklärte Teil des Moleküls ist schraffiert.
Es werden bald diese bald jene Bausteine in größerer Menge
beim Aufbau verwendet und dadurch wird eine große Mannigfaltig-
keit in der Gruppe der Eiweißkörper eingebracht. In dem ersten
Kreis ist die Zusammensetzung eines komplizierteren Eiweißkörpers
(Globin) dargestellt, bei dem ein beträchtlicher, dem schraffierten
Felde entsprechender Teil noch unaufgelöst ist. Aber in dem be-
kannten, also weiß gelassenen Teil ist eine große Mannigfaltigkeit
erkennbar und es sind 14 Felder, also 14 verschiedene Arten von
Bausteinen bisher bekannt. Die Umbildung der Proteine kann
nun in der Weise vor sich gehen, daß ein Teil der Bausteine völlig
ausgeschaltet und dadurch der Bau des Moleküls vereinfacht wird
und diese Entwicklung findet in den Spermien der Fische statt.
Man kann diese Vereinfachung des Eiweißmoleküls schrittweise ver-
folgen. Bei den dorschartigen Fischen ist sie wenig ausgesprochen,
deutlicher prägt sie sich beim. Stör aus und bei einzelnen Teleostiern,
wie beim Lachs und der Makrele, erreicht sie den höchsten Grad
der Ausbildung. Die Eiweißstoffe, welche durch diese Reduktion
des Moleküls entstehen, sind die sogenannten Protamine. Beim
Protamin des Lachses, dem in der obigen Figur dargestellten
„Salmin“, sind von den vielen verschiedenen Arten der Eiweiß-
bausteine nur noch vier übrig, bei dem Protamin des Störs noch
fünf oder sechs, bei dem der Makrele drei. Derjenige Baustein,
welcher in dem Schema des Salmins den größten Teil des Raumes
einnimmt, ist eine stickstoffreiche Substanz von basischen Eigen-
schaften, und ihr Vorwalten prägt dem ganzen Eiweißmolekül einen
eigenartigen Charakter auf. Die Entwicklung führt dahin, daß ein
ganz einfaches Verhältnis zwischen der Menge der einzelnen Bau-
steine erreicht wird, daß gewissermaßen aus der unübersichtlichen
komplizierten Struktur des ursprünglichen Eiweißstoffs eine geo-
metrisch einfache Anordnung der Teile, ein einfaches Mosaikmuster,
hervorgeht. Daß diese Entwicklung wirklich eine rückläufige ist,
und daß wir es hier nicht mit einer Urform der Eiweißstoffe,
sondern mit Reduktionsform zu tum haben, geht aus der Art des
Auftretens unzweifelhaft hervor, sie stehen nicht am Anfang, sondern
am Ende einer Entwicklungsreihe.
 
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