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F. von Dulin:
legenheitsdeutung, die auch deswegen nicht paht, weil Parthenope
doch nur als Repräsentantin der Stadt Neapel erscheinen könnte,
die aber als Miteignerin des Tempels nur in gleicher Weise wie
die Dioskuren und in cler Mitte würde zur Darstellung gebracht
werden können. Demos und Bule sind es, die beiden auch auf
Inschriften 13 — wenn es dessen überhaupt bedürfen würde — uns
bezeugten Repräsentanten des städtischen Gemeinwesens noch bis
ins vierte Jahrhunclert der Kaiserzeit, welche herantreten, um die
Erscheinung der göttlichen Gestalten in der Mitte zu begrüßen.
Über Demos hege ich keinen Zweifel. Bule erscheint auf Reliefs
und Münzenmaterial mit hoher Gürtung, das Gewancl über das
Hinterhaupt gezogen: so auch vielfach auf Münzen ihr Kopf allein.
Es ist bedauerlich, dah die Zeichnung einige Zweifel über die Tracht
offen läßt.
Und nun die Mitte selbst! Leider klafft hier eine böse Lücke.
Ihre Entstehung reicht schon hoch hinauf, wie wir gleich sehen
werclen. Nach der Zeichnung wäre in der Lücke nur für drei Fi-
guren Raum. Eine cler vier Mitteifiguren ist auf der Zeichnung
erhalten. Sie wird von Pighius und Capaccio als Apoilon neben
clem Dreifuß erklärt. Der mächtige Dreifuß ist da. Über sein
Becken legt die liohe Gestalt ihren rechten Arm, selbstverständlich
Apollon, der neben clie göttlichen Brüder tritt, ihnen an clieser
feierlichen Stelle seinen Grufi entbietet: jener Apoll, cler die ersten
Griechen nach Kyme geleitete, dort der auf cler Höhe der Akro-
polis thronende Schutzgott war, mit den Kymäern nach Neapel zog,
und auch einer der Hauptgötter der Kolonie blieb, wie uns Statius
bezeugt 14 und die Münzen bestätigen. 15 Mißt man genau aus, so
würden zwei Figuren den freien Raum nicht völlig ausfüllen, so-
daß schon deswegen de Petras Ansicht, es hätten nur die heiden
Dioskuren dort gestanden, unwahrscheinlich ist. Außerclem ergäbe
sich clie Schwierigkeit, claß sie alsdann, um keine Lücke zwischen
13 Mommsen zu CIL. X, S. 171 — 172. Kaibel zu CIG. XIV, S. 191.
14 Silv. IV, S, 47. Apoll (mit Parthenope), Ceres und die Tyndariden sind
dort als di patrii Neapels genannt.
15 Es mag daran erinnert sein, daf3 das große nordische Denkmal eben
dieser — der neronischen — Zeit, die Iupitersäule in Mainz, an hervorragender
Stelle am Sockel, der Weihinschrift entsprechend, ebenfalls Apollon in gleich-
artiger Auffassung zeigt und an den Nebenseiten ihn flankierend die Dioskuren:
Mciinzer Zeitschr. I, 1906, Taf. III, IV = Arch. f. Eel.-Wiss. IX, Taf. II, und
v. Domaszewski, Abhandl. z. röm. Religion, zu 139 —147. Reinach, Repert. de
reliefs, 1909, 186-187.
F. von Dulin:
legenheitsdeutung, die auch deswegen nicht paht, weil Parthenope
doch nur als Repräsentantin der Stadt Neapel erscheinen könnte,
die aber als Miteignerin des Tempels nur in gleicher Weise wie
die Dioskuren und in cler Mitte würde zur Darstellung gebracht
werden können. Demos und Bule sind es, die beiden auch auf
Inschriften 13 — wenn es dessen überhaupt bedürfen würde — uns
bezeugten Repräsentanten des städtischen Gemeinwesens noch bis
ins vierte Jahrhunclert der Kaiserzeit, welche herantreten, um die
Erscheinung der göttlichen Gestalten in der Mitte zu begrüßen.
Über Demos hege ich keinen Zweifel. Bule erscheint auf Reliefs
und Münzenmaterial mit hoher Gürtung, das Gewancl über das
Hinterhaupt gezogen: so auch vielfach auf Münzen ihr Kopf allein.
Es ist bedauerlich, dah die Zeichnung einige Zweifel über die Tracht
offen läßt.
Und nun die Mitte selbst! Leider klafft hier eine böse Lücke.
Ihre Entstehung reicht schon hoch hinauf, wie wir gleich sehen
werclen. Nach der Zeichnung wäre in der Lücke nur für drei Fi-
guren Raum. Eine cler vier Mitteifiguren ist auf der Zeichnung
erhalten. Sie wird von Pighius und Capaccio als Apoilon neben
clem Dreifuß erklärt. Der mächtige Dreifuß ist da. Über sein
Becken legt die liohe Gestalt ihren rechten Arm, selbstverständlich
Apollon, der neben clie göttlichen Brüder tritt, ihnen an clieser
feierlichen Stelle seinen Grufi entbietet: jener Apoll, cler die ersten
Griechen nach Kyme geleitete, dort der auf cler Höhe der Akro-
polis thronende Schutzgott war, mit den Kymäern nach Neapel zog,
und auch einer der Hauptgötter der Kolonie blieb, wie uns Statius
bezeugt 14 und die Münzen bestätigen. 15 Mißt man genau aus, so
würden zwei Figuren den freien Raum nicht völlig ausfüllen, so-
daß schon deswegen de Petras Ansicht, es hätten nur die heiden
Dioskuren dort gestanden, unwahrscheinlich ist. Außerclem ergäbe
sich clie Schwierigkeit, claß sie alsdann, um keine Lücke zwischen
13 Mommsen zu CIL. X, S. 171 — 172. Kaibel zu CIG. XIV, S. 191.
14 Silv. IV, S, 47. Apoll (mit Parthenope), Ceres und die Tyndariden sind
dort als di patrii Neapels genannt.
15 Es mag daran erinnert sein, daf3 das große nordische Denkmal eben
dieser — der neronischen — Zeit, die Iupitersäule in Mainz, an hervorragender
Stelle am Sockel, der Weihinschrift entsprechend, ebenfalls Apollon in gleich-
artiger Auffassung zeigt und an den Nebenseiten ihn flankierend die Dioskuren:
Mciinzer Zeitschr. I, 1906, Taf. III, IV = Arch. f. Eel.-Wiss. IX, Taf. II, und
v. Domaszewski, Abhandl. z. röm. Religion, zu 139 —147. Reinach, Repert. de
reliefs, 1909, 186-187.