Die Erneuerung des Hegelianismus.
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den Funktionen menschlicher Vernunft, mag diese individuell oder
historiscli tätig sein, für dies An-sich-bestehen der Wahrheit,
das doch keine gemeine Wirklichkeit, weder im Sinne des ding-
haften Seins, noch in der Art des tatsächlichen Geschehens he-
deutet, hat Lotze den glücklichen Terminus des „Geltens“ ein-
geführt, und er lrat damit in den berühmten und fundamentalen
Paragraphen seiner Logik (316ff.) die geistreiche und glänzende
Deutung der Platonischen tdeenlehre und des Sinnes vom Be-
griffe des övtuj^ öv gegeben. Aber dieselbe Erörterung ieitet boi
Lotze auch die hedeutsame Schlußwendung seiner Logik ein, mit
6 er er sich — vorbildlich — zu Hegel bekannt hat.
Dies Gelten der Vernunftwerte, wodurch sie für die menseh-
lichen Vernunftfunktionen zu den Normen werden, denen diese
sich fügen sollen, ist der äußerste Punkt, bis zu welchem die
Analyse der kritischen Philosophie vordringen kann. Ihre un-
mittelbare Evidenz in ihrer immanenten sachlichen Selbstbe-
gründung für das empirische Bewußtsein zur tatsächlichen
Geltung zu bringen, ist. das ganze Geschäft der Philosophie. Und
das ist ihr Unterschied von der neuen Metaphysik.
Bei Kant ist. dies An-sich-gelten in dem Begriff des ,,Be-
wußtseins üherhaupt“ gemeint. Er bezeichnet damit den Ort
für alle Voraussetzungen immanent sachlicher Notwendigkeit,
auf denen die Erfahrung, d. h. clie von uns erlebte Vernunft-
betätigung beruht, und ihre systematische Einheit nennt er das
Prinzip der Apperzeption. Was es zunächst in seiner wissen-
schaftstheoretischen Bedeutung besagen will, läßt sich viel-
leicht am einfachsten so formulieren: Alle Inhalte der äußeren
Erfahrung erlangen erst dadurch Gegenständlichkeit, d. h. all-
gemeine und notwendige Geltung, da.ß sie in den Zusammenhang
desselben einen unendlichen Raums eingestellt sind, der selber
kein Gegenstand der Erfahrung ist; ebenso erlangen alle Er-
tebnisse überhaupt nur cladurch Gegenständlichkeit, d. h. atl-
gemeine und notwendige Geltung, daß sie in die Ordnung der-
selben einen unendlichen Zeit eingestetlt sinct, die selber niemals
erlebt wird: und ebenso erhält alles, was für uns gegenst.ändliche
Realität als Substanz oder Funktion haben soll, diese allgemeine
und notwendige Geltung erst dadurch, daß es in den Kategorien,
d. h. in den Formen der transscendentalen Apperzeption ctes-
selben einen Subjektes gedacht wird, das selber niemals Gegen-
stand der Erkenntnis ist.
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den Funktionen menschlicher Vernunft, mag diese individuell oder
historiscli tätig sein, für dies An-sich-bestehen der Wahrheit,
das doch keine gemeine Wirklichkeit, weder im Sinne des ding-
haften Seins, noch in der Art des tatsächlichen Geschehens he-
deutet, hat Lotze den glücklichen Terminus des „Geltens“ ein-
geführt, und er lrat damit in den berühmten und fundamentalen
Paragraphen seiner Logik (316ff.) die geistreiche und glänzende
Deutung der Platonischen tdeenlehre und des Sinnes vom Be-
griffe des övtuj^ öv gegeben. Aber dieselbe Erörterung ieitet boi
Lotze auch die hedeutsame Schlußwendung seiner Logik ein, mit
6 er er sich — vorbildlich — zu Hegel bekannt hat.
Dies Gelten der Vernunftwerte, wodurch sie für die menseh-
lichen Vernunftfunktionen zu den Normen werden, denen diese
sich fügen sollen, ist der äußerste Punkt, bis zu welchem die
Analyse der kritischen Philosophie vordringen kann. Ihre un-
mittelbare Evidenz in ihrer immanenten sachlichen Selbstbe-
gründung für das empirische Bewußtsein zur tatsächlichen
Geltung zu bringen, ist. das ganze Geschäft der Philosophie. Und
das ist ihr Unterschied von der neuen Metaphysik.
Bei Kant ist. dies An-sich-gelten in dem Begriff des ,,Be-
wußtseins üherhaupt“ gemeint. Er bezeichnet damit den Ort
für alle Voraussetzungen immanent sachlicher Notwendigkeit,
auf denen die Erfahrung, d. h. clie von uns erlebte Vernunft-
betätigung beruht, und ihre systematische Einheit nennt er das
Prinzip der Apperzeption. Was es zunächst in seiner wissen-
schaftstheoretischen Bedeutung besagen will, läßt sich viel-
leicht am einfachsten so formulieren: Alle Inhalte der äußeren
Erfahrung erlangen erst dadurch Gegenständlichkeit, d. h. all-
gemeine und notwendige Geltung, da.ß sie in den Zusammenhang
desselben einen unendlichen Raums eingestellt sind, der selber
kein Gegenstand der Erfahrung ist; ebenso erlangen alle Er-
tebnisse überhaupt nur cladurch Gegenständlichkeit, d. h. atl-
gemeine und notwendige Geltung, daß sie in die Ordnung der-
selben einen unendlichen Zeit eingestetlt sinct, die selber niemals
erlebt wird: und ebenso erhält alles, was für uns gegenst.ändliche
Realität als Substanz oder Funktion haben soll, diese allgemeine
und notwendige Geltung erst dadurch, daß es in den Kategorien,
d. h. in den Formen der transscendentalen Apperzeption ctes-
selben einen Subjektes gedacht wird, das selber niemals Gegen-
stand der Erkenntnis ist.