Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I, II.
27
1.
Rainald, Envählter von Capua, reinigt sicli gegenüher Papst
Innozenz III. von der Anschuldigung, er habe einen päpstlichen Boten
mißhandclt und verspricht die Kirche S. Maria de Valle nicht in
seiner Hand hehalten zu wollen, da das nach Vorhaltung des Papstes
mit dem die Pfründenkumiäation untersagenden Kanon des dritten
Lateranischen Konzils unvereinbar seiA
(Capua, etwa Ende des Sommers 1202J 66)
Si tantum Dominus virtutum vestrarum cumulum adclidisset,
ut super alia dona, quibus fere se pauperans vos ditavit, ita con-
cessisset humani corclis vos habere scrutinium, quemadmodum circa
cetera, que in homine possunt esse, capacissimum vobis contulit
intellectum, largas liceneias detrahendi michi haberet emulus et
exquisiciora quam posset mendacia contra me vobis cuderet inimicus.
Verum quia, licet pro sumpma meritorum, quam geritis supra ho-
mines et prope angelos dignitate, frequenter inscrutando renes et
corda hominum occultis Dei consiliis intersitis 67), non tamen ita
a) Cod. Paris. lat. 11867 fol. 138/9 b. In der Handschrift ist die Blattzahl
139 irrtümlich ausgelassen und dann auf f. 138 mitgeschriehen; daher die Doppel-
bezeichnung.
66) Die unten (S. 31) folgende Bemerkung „verum cum hiennium asseratis
elapsum, ex quo plencim ecclesie Capuane amministracionem fuisse dicitis me
adeptum“ gibt den entscheidenden Anhaltspunkt zur Datierung des Stückes.
Rainald war Herbst 1199 gewählt worden, aber erst in eineni Schreiben, das nach
der Stellung iin päpstlichen Register etwa zu Jan. 1200 anzusetzen ist (Potth. 949;
ep. II, 277), entschied der Papst über die Wahl; ferner geht aus einem noch un-
gedruckten Stücke der Sammlung (fol. 136 a) hervor, daß erst arn Ambrosiustag
(4. April) der Papst die Approbation vor dem Konsistorium erteilte. üffenbar
rechnet Innozenz bei der oben zitierten Stelle von diesem Termin an; denn über
dasselbe Therna, die angeblicbe Mißhandlung päpstlicher Boten, schreibt Rainald
im September 1202 an seinen Yater (Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 595).
Endlich wissen wir aus einem weiteren Brief, der mit August oder Anfang Sep-
tember zu datieren ist (Histor. Viertefjahrschr. VIII, 528), daß Rainald, wie aucii
in diesem Schreiben erwähnt wird, im Sommer 1202 krank war. Seine dort be-
rührte Absicht, persönlich an die Kurie zu kommen, mag mit den hier behandelten
Mißhelligkeiten in Zusammenhang stehen. Aus diesen Anhaltspunkten ergibt sich
die annähernde Datierung unsres Stückes.
67) Vgl. die ähnliche Stelle in Rainalds Schreiben an den Papst vom Nov.
1201 (Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 592): „dignemini — familiare praeceptum (?)
Deo, quem facie ad faciem intueamini, de ipsius erepcione conferre“, sowie die
noch viel stärkeren ähnlichen Schmeicheleien in dem oben S. 13 Nr. 1 abge-
druckten Briefe,
27
1.
Rainald, Envählter von Capua, reinigt sicli gegenüher Papst
Innozenz III. von der Anschuldigung, er habe einen päpstlichen Boten
mißhandclt und verspricht die Kirche S. Maria de Valle nicht in
seiner Hand hehalten zu wollen, da das nach Vorhaltung des Papstes
mit dem die Pfründenkumiäation untersagenden Kanon des dritten
Lateranischen Konzils unvereinbar seiA
(Capua, etwa Ende des Sommers 1202J 66)
Si tantum Dominus virtutum vestrarum cumulum adclidisset,
ut super alia dona, quibus fere se pauperans vos ditavit, ita con-
cessisset humani corclis vos habere scrutinium, quemadmodum circa
cetera, que in homine possunt esse, capacissimum vobis contulit
intellectum, largas liceneias detrahendi michi haberet emulus et
exquisiciora quam posset mendacia contra me vobis cuderet inimicus.
Verum quia, licet pro sumpma meritorum, quam geritis supra ho-
mines et prope angelos dignitate, frequenter inscrutando renes et
corda hominum occultis Dei consiliis intersitis 67), non tamen ita
a) Cod. Paris. lat. 11867 fol. 138/9 b. In der Handschrift ist die Blattzahl
139 irrtümlich ausgelassen und dann auf f. 138 mitgeschriehen; daher die Doppel-
bezeichnung.
66) Die unten (S. 31) folgende Bemerkung „verum cum hiennium asseratis
elapsum, ex quo plencim ecclesie Capuane amministracionem fuisse dicitis me
adeptum“ gibt den entscheidenden Anhaltspunkt zur Datierung des Stückes.
Rainald war Herbst 1199 gewählt worden, aber erst in eineni Schreiben, das nach
der Stellung iin päpstlichen Register etwa zu Jan. 1200 anzusetzen ist (Potth. 949;
ep. II, 277), entschied der Papst über die Wahl; ferner geht aus einem noch un-
gedruckten Stücke der Sammlung (fol. 136 a) hervor, daß erst arn Ambrosiustag
(4. April) der Papst die Approbation vor dem Konsistorium erteilte. üffenbar
rechnet Innozenz bei der oben zitierten Stelle von diesem Termin an; denn über
dasselbe Therna, die angeblicbe Mißhandlung päpstlicher Boten, schreibt Rainald
im September 1202 an seinen Yater (Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 595).
Endlich wissen wir aus einem weiteren Brief, der mit August oder Anfang Sep-
tember zu datieren ist (Histor. Viertefjahrschr. VIII, 528), daß Rainald, wie aucii
in diesem Schreiben erwähnt wird, im Sommer 1202 krank war. Seine dort be-
rührte Absicht, persönlich an die Kurie zu kommen, mag mit den hier behandelten
Mißhelligkeiten in Zusammenhang stehen. Aus diesen Anhaltspunkten ergibt sich
die annähernde Datierung unsres Stückes.
67) Vgl. die ähnliche Stelle in Rainalds Schreiben an den Papst vom Nov.
1201 (Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 592): „dignemini — familiare praeceptum (?)
Deo, quem facie ad faciem intueamini, de ipsius erepcione conferre“, sowie die
noch viel stärkeren ähnlichen Schmeicheleien in dem oben S. 13 Nr. 1 abge-
druckten Briefe,