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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0008
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8

Frita Schöll:

den Titel des Stesichoreischen Gedichts, der nicht vom Dichter,
aher bald nach ihm in Anlehnung an das Epos gegeben sei, auf
die Choephoren übertragen habe. Gegen die Annahme solcher
Übertragung sprechen schon die vorher angeführten Gesamttitel von
Tetralogien, die man weder alle so umständlich herleiten kann
noch wollen wircl. Die Sache liegt viel einfacher. Aristophanes
erwähnt unter dem Gesamttitel in den Fröschen das Mittelstück,
wie in den Thesmophoriazusen 135 unter dem Titel AuKoupyeia
das Anfangsstück ‘Hbuuvoi. Das ist doch wahrlich noch weniger
auffällig, als daß anderwärts ein einziges Stück für das Ganze ge-
nannt wird, z. B. im Scholion zu Aristophanes’ Wespen 1326: rj
Tpujdbujv Kah-ecnq für Euripides’ Didaskalie 'AXeHavöpo^ TTaXappöii^
Tpujaöe<g lioucpo^ oaTupiKÖ^; ebenso clie 'Höuuvoi für die AuKoupyeia
bei Demetrios Trepi TrotrmaTujv (Hercul. vol. coll. vet. V, foi. 7 = ecl.
Oxon. I, f. 109): toutou (scil. AicrxdXou) öid tujv 'Höujvluv euöoKiup-
uavTO«;. 9) Wird ja sogar aus den Choephoren unter Aya|uepvujv zi-
tiert u. ä. m. (vgl. G. Hermann zu Aristoteles’ Poetik, S. 110).

Um aber zu jener Scheidung Hirzels zurückzukommen, so
müssen wir auch hier sagen, wie noch mehr bei clen oben be-
rührten Ausführung'en Wegkleins, daß durch falsche Ausdeutung
wechselnder Ausdrücke und Angaben in unseren so dürftigen und
zerrissenen Überlieferungen nichts begründet uncl clie einzig sichere
Grundlage nicht umgestohen werden kann.

Also wir halten fest an dem durch Thrasyllos bei Diogenes
Laertius Bezeugten, aueh an der Koivij UTröbecJi<; für die Tetralogie,
einer einfach aus dem ersten Platonischen Beispiel von A. Sghöll ge-
wonnenen Überlieferung, clie trotzdem Wegklein, a. a. 0., zu-
gunsten seiner Hypothesen eine Erfindung nennt und „den un:
glücklichsten Gedanken, der als erledigt gelten“ dürfe. Ihm scheint
also wohl jene willkürliche Zusammenstellung von Stücken „wie
bunte Ware“, wie sie an unseren Vergnügungstheatern bei kleineren
W erken üblich ist, und gegen die gerade jetzt bei uns manche
Dichter arbeiten, besonders „glücklich“. 10) Danach wäre ein Pot-

9) Genau wie in der Hypothesis zu Sophokles’ Antigone euboKi,uri öavTa
<iv Tp tnöaaKaXia Tf|? ’AvTtyövr|<;: und doch hört man nicht auf, darin einen
„Beweis“ für Antigone als Einzelstück zu finden (ebenso wie in deni Sieg des
Philokles über „König Ödipus“), weil hier nicht, wie bei den ’Höujvoi, die Folge
der Stücke daneben überliefert ist.

10) XVilamowitz nennt Hermes XXXII, S. 398, für die Späteren, die
jeden Chor einen verschiedenen Stoff behandeln ließen, cfie Verbindung von
drei oder vier Tragödien „im Grunde widersinnig“.
 
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