Fritz Schöll:
Einzelsatyrdramen anzunehmen. Die Unrichtigkeit können wir aucli
liier mit Zahlen beweisen. Zu den 72 (ursprünglich 90) im Mediceus
gegebenen Titeln gehören die Aitvcucu 23), die, für Hieron als Fest-
spiel verfaßt, nicht unter den attischen Gebrauch fallen: und zwar
erscheinen neben den Aiivaiai Yvpcrioi noch Aitvaiai vöüoi. Ziehen
wir diese zwei von 90 ab, so bleiben 88 = 22 Tetralogien. Im
Bioq werden als von Äschylus verfaßt (erroiriö'ev) 70 öpapaxa (-
rpaYUJÖiai) bezeichnet (xai eTri Toöxoiq oaTupiKd): ziehen wir die
Airvaiat ab, so bleiben 69 Tragödien = 23 Trilogien. Schon da-
mit ist der Zufall ausgeschlossen. Allein es kommt noch eines
hinzu. Suchen wir in dem unsinnigen dpcpi tü nevTe nach craTuptKd
mit clen Meisten — und auch Dieterich neigt clazu — gemäß einer
handschriftlichen Konjektur dpqpißoka Trevre (ich würde iieber djucpi-
<oßtjTti>Ta nevTe vermuten), so haben wir als angezweifelt die Ait-
vaiai (vöüot) -j- 4 = eine Tetralogie — ganz wie bei Euripides
eine Tetralogie unecht war 24) — und der Katalog hätte dann wohl
die AiTvaioi vöüoi, nicht aber diese Tetralogie mit aufgeführt, der
Bioc; umgekehrt — auch das ganz ähnlich, wie bei Euripides fest-
gestellt ist. 25) Zugleich ergibt sicli, dah nach (craTupi)Kd nicht <k'>,
sondern <ky'> zu ergänzen ist, wenn nicht etwa das vorausgeschickte
23) Wilamowjtz, Herakles II, S. 58 Anm., sagt: swenn man genauer zusieht,
sind AItvcu und KaRiKoi überliefert“ und wiederholt mit Nachdruck Hermes XXXII,
1897, S. 395 Anm., daß AItvou „allein überliefert“ ist. Daß allerdings KapiKÖc;
nur von Brunck herrührt, ist längst bekannt. Aber Airvaiai ist, wenn man genauer
zusieht, eher öfter uncl besser iiberliefert als Alrvai (zweimal, bei Macrobius und
Laurentius Lydus, auch Aitvt]): nämlich AiTvaiai einmal im Bioc, zweimal im
Katalog, zweimal bei Hesych; dagegen Arrvai einmal bei Stephanos von Byzanz
und einmal in den Scholien LT zur Ilias. Trotzdem körmte das erstere so gut
durch Dittographie entstanden sein als das letztere durch Haplographie.
24) Bei Euripides hat Wilamowitz das Hereinkommen einer Tetralogie
des Kritias richtig daraus erklärt, daß jener ein nachvveislich früh ver-
lorenes Satyrspiel Xiouqpoi; geschrieben hatte und ein gleiches die Tetra,-
logie des Kritias schloß. Bei Äschylus konnte am ehesten ein Zweifel ent-
stehen, ob eine von Eupliorion aufgeführte Didaskalie von ihm oder vom
Vater verfaßt sei.
25) In den an verschiedenen Stellen erhaltenen Zalilen des Bestandes
wird einmal die bestrittene Trilogie, einmal nicht diese, aber das Satyrspiel,
einmal die Tetralogie mitgezählt. — Bei Äschylus ist beinerkenswert auch
die Zahl der Siege (s. o. S. 11, Anm. 18) : 13 bei Lebzeiten, danach 4 durch
Euphorion und — falls Suidas richtig 28 zusammenzählt — noch 11 außer-
dem (s. o. S. 11). Dikaiopolis in Aristophanes’ Acharnern erwartete ja
Äschylus — statt Theognis.
Einzelsatyrdramen anzunehmen. Die Unrichtigkeit können wir aucli
liier mit Zahlen beweisen. Zu den 72 (ursprünglich 90) im Mediceus
gegebenen Titeln gehören die Aitvcucu 23), die, für Hieron als Fest-
spiel verfaßt, nicht unter den attischen Gebrauch fallen: und zwar
erscheinen neben den Aiivaiai Yvpcrioi noch Aitvaiai vöüoi. Ziehen
wir diese zwei von 90 ab, so bleiben 88 = 22 Tetralogien. Im
Bioq werden als von Äschylus verfaßt (erroiriö'ev) 70 öpapaxa (-
rpaYUJÖiai) bezeichnet (xai eTri Toöxoiq oaTupiKd): ziehen wir die
Airvaiat ab, so bleiben 69 Tragödien = 23 Trilogien. Schon da-
mit ist der Zufall ausgeschlossen. Allein es kommt noch eines
hinzu. Suchen wir in dem unsinnigen dpcpi tü nevTe nach craTuptKd
mit clen Meisten — und auch Dieterich neigt clazu — gemäß einer
handschriftlichen Konjektur dpqpißoka Trevre (ich würde iieber djucpi-
<oßtjTti>Ta nevTe vermuten), so haben wir als angezweifelt die Ait-
vaiai (vöüot) -j- 4 = eine Tetralogie — ganz wie bei Euripides
eine Tetralogie unecht war 24) — und der Katalog hätte dann wohl
die AiTvaioi vöüoi, nicht aber diese Tetralogie mit aufgeführt, der
Bioc; umgekehrt — auch das ganz ähnlich, wie bei Euripides fest-
gestellt ist. 25) Zugleich ergibt sicli, dah nach (craTupi)Kd nicht <k'>,
sondern <ky'> zu ergänzen ist, wenn nicht etwa das vorausgeschickte
23) Wilamowjtz, Herakles II, S. 58 Anm., sagt: swenn man genauer zusieht,
sind AItvcu und KaRiKoi überliefert“ und wiederholt mit Nachdruck Hermes XXXII,
1897, S. 395 Anm., daß AItvou „allein überliefert“ ist. Daß allerdings KapiKÖc;
nur von Brunck herrührt, ist längst bekannt. Aber Airvaiai ist, wenn man genauer
zusieht, eher öfter uncl besser iiberliefert als Alrvai (zweimal, bei Macrobius und
Laurentius Lydus, auch Aitvt]): nämlich AiTvaiai einmal im Bioc, zweimal im
Katalog, zweimal bei Hesych; dagegen Arrvai einmal bei Stephanos von Byzanz
und einmal in den Scholien LT zur Ilias. Trotzdem körmte das erstere so gut
durch Dittographie entstanden sein als das letztere durch Haplographie.
24) Bei Euripides hat Wilamowitz das Hereinkommen einer Tetralogie
des Kritias richtig daraus erklärt, daß jener ein nachvveislich früh ver-
lorenes Satyrspiel Xiouqpoi; geschrieben hatte und ein gleiches die Tetra,-
logie des Kritias schloß. Bei Äschylus konnte am ehesten ein Zweifel ent-
stehen, ob eine von Eupliorion aufgeführte Didaskalie von ihm oder vom
Vater verfaßt sei.
25) In den an verschiedenen Stellen erhaltenen Zalilen des Bestandes
wird einmal die bestrittene Trilogie, einmal nicht diese, aber das Satyrspiel,
einmal die Tetralogie mitgezählt. — Bei Äschylus ist beinerkenswert auch
die Zahl der Siege (s. o. S. 11, Anm. 18) : 13 bei Lebzeiten, danach 4 durch
Euphorion und — falls Suidas richtig 28 zusammenzählt — noch 11 außer-
dem (s. o. S. 11). Dikaiopolis in Aristophanes’ Acharnern erwartete ja
Äschylus — statt Theognis.