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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0016
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16

Fritz Schöll:

wird). Natüriich bemühen sicli die Philologen, trotz des Stimmens
der genannten Titel, auch dies Zeugnis wieder zu zerstören. 28)

Ganz klar liegt die Sache bei Euripides, seitdem Wilamowitz
„ Anal. Eurip. “, S. 14-4- ff., die scheinbar auseinandergehenden und
unstimmigen Zahlen ins Reine gebracht hat (vgi. S. 14 Anm. 25). Ab-
gesehen von clen bei Euripides — wie bei Äschylus die Aiivaiai —
außerhalb der attischen Didaskalien stehenden Stücken Ävbpo.udxn
und ÄpxÄao<; kommen wir — auch wie bei Äschylus — auf
92 Dramen = 23 Tetralogien — aber nur mit vier Siegen und
einem fünften nach dem Tode —, uncl erhalten waren davon
67 Tragödien und sieben Satyrspiele nebst einer Tetralogie, die an-
gefochten war und — trotz neuerdings versuchten Widerspruchs —
mit Sicherheit dem Kritias zugewiesen wircl. Die geringe Zahi der
erhaltenen Satyrspiele hat Dieterich (bei Pauly-Wissowa) zum Teil
damit erklärt, dab andere Dramen an die vierte Stelle traten 29),

28) Wecklein a. a. 0., S. 373 meint, die Zusammenstellung dieser So-
phokleischen Tetralogie sei für die Rhodier „willkürlich“ gemacht (wo die
Willkür gewiß nicht auf Seite der [Rhodischen?] Truppe ist) ; Bethe, Pro-
legomena, S. 245f. Anm., bezweifelt die Beziehung auf den großen Sophokles
als „einzig dastehende Erscheinung“. Die Betonung des Singulären ist an
sich bekanntlich gar kein Grund, so oft es auch so betont wird. Aber auch
die weitere Anzweiflung der Herstellung ist wenigstens bei dem uns allein
angehenden Passus kaum gerechtfertigt. Denn das Einzige, was der sehr
vorsichtig urteilende A. Wilhelm a. a. 0., S. 206, hier bemängelt, daß die
mit "Obuooe<[a |uatvö|iievov)> ergänzte Zeile so beträchtlich länger würde als
die übrigen, bietet keinen wirklichen Anstand, da der Zusatz paivöpevoq
— der beim Odysseus des Sophokles so gut wie beim Herakles des Euri-
pides kein ursprünglicher sein wird — ganz unsicher ist, und das übrige
auch nach Wilhelm passend hergestellte niclit beeinträchtigen kann.

29) Im allgemeinen hatte das schon Bergk für Euripides in Anspruch
genommen, ja M. Croiset gibt die 7 (mit Sisyphus 8) einst erhaltenen
Satyrdramen für die überhaupt von Euripides verfaßten, und P. Girard

Pevue cles etudes grecques XVII, 1904, S. 192) macht daraus „le i’ait long-
temps connu“ ; dies angebliche Faktum dient ihm zur Grundlage weiterer
Idypothesen. Indessen trotz vielfacher Bedenken ist der betreffende Artikel
von Girard docli erfreulich, als einer der seltenen Versuche, den wichtigen
Begriff der Trilogie zur Geltung zu bringen, den die vielen tastenden und
unfruchtbaren Hypothesen trotz seiner fundamentalen Bedeutung, die bleibt
auch wo uns Mittel zur Erkenntnis fehlen, mehr und mehr in den Hinter-
grund gerückt haben. Erstaunt aber war ich, in dem kürzlich erschienenen
Jahresbericht von S. Mekler (Bursian-Kroll, Jahresbericht 1910, 147,
S. 287) zu lesen, daß Girard in der Trilogie Iphigenie in Aulis, Alkmeon,
Bakchen „ein Beispiel, das sich Schöll hat entgehen lassen“, behandle. Es
ist bei A. Schöll a. a. 0., S. 68—76, besprochen • also haben sich Girard
und Mekler diese Besprechung, nicht A. Schöll das Beispiel entgehen
lassen.
 
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