Metadaten

Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0020
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Fritz Schöll:

Vor allem aber — um alles Beiwerk fernzuhalten, das zum
Teil gerade Wilamowitz hervorhebt — vom zweiten Stück 'AkKgeuuv
5td Ttucpiöoc; — in dem des Königs von Psophis, Phegeus, Tochter
Alphesiboea cten verbannten Vaterrächer und Muttermörder Alkmeon
durch ihre Liebe und Treue vergebens rettet, zum Verderben ilires
Vaters und ihrer Brücler — von diesem Stück spricht der Dichter
am Ende seine imötkcnc; mit deutlichen Worten selbst aus (Frag-
ment 78 N.):

puvatKa Kai dicpeXiav

Kat voöov avöpi cpepet<v> (aepiö'Tav

eöiöaHa xujpuj X6ycu.

Vorher aber in den Kpfjaöat spielte clie Hauptrolle Aerope, die
Tochter des Katreus, Enkelin des Minos — daneben vielleicht auch
ihre Schwester Klymene —, auf deren Greuel unter anderem die
Worte hinweisen (Fragment 464 N.):

Yapeiie vöv, YO-ueiie Kd.xa övt](TKeTe
t] cpappdKotatv ck YuvatKÖq f| öoXotq.

Dann im TDXecpog der kranke lydische König, der die einzige
Heilung beim Feinde finclen kann, der dieWunde geschlagen hat,
und der deshalb bei den Feinden sich als Bettler einschleicht; er
fmdet Bettung durch Klytaimestras kluge List, die (Fragment 699 N.)
heißt:

dvacro'a TrpdYOu^ Toüöe Kai ßouXeupaToq 35),
was zum Streit zwischen dem Gemahl und dessen Bruder führt,
aber zum Heil auch der Achaeer aussehlägt.

35) Mit dem — lediglich durch einen Schluß ex silentio gestützten,
also gar nicht gestützten — Gedanken, daß diese Worte nicht auf die Kly-
taimestra gingen, sondern daß sie zu einer Anrede, vvie uj xaXaiva Kapöta
(avaaoa usw.) gehörten, wird Wecklein (Sitzungsber. d. Bayr. Akad., 1909,
Abhandlung 1, S. 16) bei niemand Anklang fmden; durch die Beziehung
in Aristophanes’ Lysistrate 706 und das Scholion dazu wird die Meinung
vollends widerlegt. Auch die schon früher gegebene und jetzt wiederholte
künstliche Deutung von Fragment 727 N. bleibt unannehmbar. Der eigent-
liche Anstoß zu diesen Künsteleien, daß zu der angenommenen — und
geradezu gebotenen — Handlung die Rolle des Telephos als Bettler nicht
passe, hat gar kein Gewicht, da in clieser Verkleidung der König sich nur
einschleicht, und gerade um seines Anliegens willen sich weiterhin entdecken
mußte. Auch daß die Einführung des Themistokles bei dem Molosserkönig
Admetos und dessen Gattin (Thukyd. I, 136) in der euripideischen Wendung
der Telephossage maßgebend war,. ist eine zweifelhafte Behauptung. Aus
welchen Quellen weiß Wecklein, daß zwar bei den Molossern, nicht aber bei
den Griechen jene Art des pefUJTOv iKexeupa Geltung hatte?
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften