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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 2. Abhandlung): Griechischer Liebeszauber aus Ägypten auf zwei Bleitafeln des Heidelberger Archäologischen Instituts — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32148#0004
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Franz Boll:

Wie schon angedeutet, sincl die beiclen Täfeichen in der Art.
eines Diptychons 3, wie ein Brief, zusarnmengelegt gewesen, mit
der Schrift nach innen. Die Außenseiten sind jetzt mit einer dünnen
weißlich-grauen Kalkschicht überdeckt. Irgendwelche Buchstaben
ocler Schriftzeichen kann ich auf den Außenseiten nicht entdecken;
es ist nicht wahrscheinlich, dah unter cler Kalkschicht sich etwas
anderes als eine rauhe Oberfläche verbirgt.

Über das Alter cler beiden Tafeln läßt sich nur mit besonclerer
Zurückhaltung urteilen, cla weder clie Inschriften nocli die Papyri
eine unmittelbare Parallele abgeben können für die Einritzung auf
dem so viel anders gearteten Material; immerhin sclieinen die Buch-
stabenformen sämtlich gut ins I. Jahrhundert nach Ohristus zu
passen. 4

Ich lasse nun clie Umschrift folgen, in Minuskeln, mit clen
nötigen Ergänzungen und Erläuterungen zur Lesung.

Täfelchen I.

(Mit der eingeritzten schlechten Zeichnung einer kleinen Mnmie nnter Zeile 2.)

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[hier das Bild

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Zeile 1: Die beim Anblick der Photographie vielleicht entstehende

ein Bleiplättchen, zweiseitig beschrieben, zusammengebogen in einem Brandgrahe
gefunden, in seiner nächsten Nähe flein vielleicht dazu gehöriger Nagel“. wie
Premerstein berichtet. Vgl. auc-h R. Münsterberg, ebd. VII, 142f.

3 Eine Fluchtafel in Diptychonform ist die bei 'Audollent, Defix, tab.
n. 111/112 (aus Saintonge in Aquitanien); auch eine Fluchtafel aus Korkyra -
Audollent, n. 87, ist ein Diptychon, dessen beide Tafeln zusammengebunden waren.

4 U. Wilcken, den ich um sein Urteil über das Alter der Schrift bat, ist mit
diesem Zeitansatz „insofern einverstanden, ais jedenfalls kein Hinweis auf Ptole-
mäische Zeit vorhanden ist“; er „schwankt nur, ob die Schrift nicht eher noch
ins II. Saec. p. Chr. gehört“.
 
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