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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 2. Abhandlung): Griechischer Liebeszauber aus Ägypten auf zwei Bleitafeln des Heidelberger Archäologischen Instituts — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32148#0006
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6

Franz Boll:

oben etwas schief in gleicher Höhe mit dem obersten Strich des £
beginnt, von dem Schreiber herrührt, also der oberste Balken eines
T oder TT ist.

Die Deutung der zwei Tafeln wird am bequemsten durch eine
wörtliche Übersetznng eingeleitet werden:

I. Horion, Sohn der Sarapus, mache und bereite, daß Nike,
die Tochter der Apoilonus, sich verliebt in Pa(n)tus, den gebar
die Tmes(ios).

II. Mache, daß Nike, die Tochter der Apollonus, sich verliebt in
Pantus, den clie Tmesios gebar, auf sieben Monate.

Wie man sieht, enthalten clie beiden Täfelchen so ziemlich clas
Gleiche. Ähnliche Wiederholungen fmden sich oft genug auf Zauber-
tafein; auch auf den zwei Tafeln des oben S. 4, 3 genannten Dipty-
chons aus Saintonge stehen beidemal wenigstens die 'Ecpeöia ypa,u-
qaxa gleichlautencl. Nach Wünschs und Audollents richtiger Er-
klärung werden solche Wiederholungen den Zweck haben, die
Lesung clurch den Därnon besser zu sichern.

Die meisten der hier vorhandenen Namen sind aus ägyptischen
Papyri und Ostraka so geläufig, daß über die Herkunft des Textes
von vornherein kein Zweifel bestehen kann: Horion, Sarapus,
Apollonus bedürfen nicht erst eines Beleges. Nike als weiblicher
Narne ist auch aus ägyptischen Dokumenten (z. B. durch Oxyrh.
Pap. III, n. 530, 25; 644) nachzuweisen: damit fällt die zunächst
wohl sich einstellende, aber sprachlich und sachlich unbequeme
Deutung Troiqcrov virqv 'ÄfroXXujvouTO^ cgib Sieg über Apollonus,
daß sie sich in Pantus verliebt’. Auch würde dann der Mutter-
name fehlen, der in solchem Zauber obligat ist. 5 Tqeoiuu^ ist ein
ägyptischer Name, der TTebanrme' bedeutet, aber als Eigenname
wohl auf eine volkstümliche Geburtsgöttin zurückgeführt werden
muß. 6 Auffällig ist nur der Narne HavTouc;, wie er auf Täfelchen II

5 Vgl. Wessely, Progr. von Hernals 1889, S. 6; Heim, Incantam. mag. 474, 1;
Abt, Die Apologie des Apuleius [= Religionsgesch. Yersuche mid Vorarb. IV, 2],
S. 98, 2; 310, 2; auch zahlreiche Beispiele in dem von Griffith und Thompson
herausgegebenen demotischen Zauberpapyrus (the Demolic Magical Papyrus of
London and Leiden, Vol. I, Lond. 1904).

6 Vgl. W. Spiegelberg, Agyptische und griecliische Eigennamen aus Mumien-
etiketten der römischen Kaiserzeit (Leipzig 1901), S. 14*, n. 88. U. Wilcken ver-
mutet, wie er mir mitteilt, wegen des sehr häufigen Vorkommens dieses sonst.
kaum begegnenden Namens in den Mumientafeln aus Achmirn (Panopolis), daß
 
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