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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 2. Abhandlung): Griechischer Liebeszauber aus Ägypten auf zwei Bleitafeln des Heidelberger Archäologischen Instituts — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32148#0007
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Griechischer Liebeszauber aus Agypten.

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mit völliger Sieherheit im Genitiv vorkommt, während auf dem
I. Täfelchen nur mehr TTAI/TOYTOC zu lesen ist und vielleieht gar
nicht anders geschriehen war (s. o. S. 5). Nun kommt zwar un-
gezählte Male der Name TTcctouc; in ägyptisch-griechischen Urkunden
und dergleichen vor (er ist nach Spiegelberg mit dem ägyptischen
männlichen Artikel pa- gebildet); aber TTavxoöq konnte ich nirgendwo
fmden. Eine Entstellung aber, sei es auch nur durch einen ein-
gefügten Nasal, gerade im Namen dessen, von dem der Zauber
ausgeht, ist nicht unbedenklich: Varianten und Verschreibungen in
den Mutternamen, wie sie der von Wessely (Progr. von Hernals
1889, S. 1 ff.) publizierte Papyrus im Louvre zeigt, sind immerhin
noch keine genaue ParaJlele. Ich dachte daher zunächst daran,
daß ein griechischer Schreiber, vielleicht ein Zauberer, clen Text
für den vielleicht analphabeten Patus aufgeschrieben hätte; dann
würde auch der seltsame, zweimal wiederholte und nur einmal
korrigierte Feliler im Genus des Relativums nach Patus weniger
auffällig sein, und dem Griechen konnte nav statt Ha näher liegen.
Indes braucht TTavxoöq anscheinend nicht einmal unrichtig zu sein.
Herr Professor Spiegelberg in Straßburg, dem ich die Frage vor-
Jegte, liat sich freundlich damit beschäftigt, ohne claß er jedoch zu
einer sicheren Erklärung des Namens gekommen wäre; allein der
Name „sielit ägyptisch aus, und zwar wie ein männlicher Eigen-
name“; weiter sind nur Vermutungen möglich. „Eine solche ist
folgende: der Name Haioö^ lautet in der älteren Sprache P an-t°w e
(d. h. «derMann der beiclen Länder», d. i. Unter- und Oberägypten).
Es könnte also Haviou^ eine ältere Form sein, die das alte n von
pn noclr bewahrt hat.“ Meinerseits möchte icli zu djesen Aus-
führungen, deren reinen Vermutungscliarakter ITerr Prof. Spiegelberg
noch einmal betont — ces kann in clem Namen möglicherweise
etwas ganz Anderes stecken’ —, nocli hinzufügen, daß in einem
griechischen Papyrus (Greek Pap. of Brit. Mus. II, 3T6) der Name
HavTttK vorzukommen scheint, cler vielleicht zu der ersten Silbe eine
Analogie gibt.

JTer Inhalt der zwei Tafeht erweist sich oline weiteres als
Liebeszauber; cler Wunsch ist: ttouictov epacröpvat, auf cler andern
Seite zu TtoJriaov Kai dvaTioi[ti]aov epaabfjvai verstärkt. Zu dem
TTotnaov fehlt es ebensowenig an ParaJlelen in Zauberpapyri und
Fluchlafeln wie zu dem epaabfjvat; vgJ. zum ersteren die lndices von

dort ein Lokalkult der Geburtsgöttin Tpeoubi; bestand; es könnte von dieser Be-
obachtung aus auch ein Licht auf die Herkunft unserer Täfelchen fallen.
 
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