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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 6. Abhandlung): Niobiden — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32152#0011
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Niobiden.

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rixht am Hals, wohl auch hier eine Wunde deckend. Der Körper
war sorgfältig gearbeitet, leider wird auch er durch den Über-
zug in seiner Wirkung beeinträchtigt. — Am Rücken sind Spuren
der Befestigung erhalten. Der Tote muß auf dem Rücken liegend
angebracht gewesen sein. Etwas anderes läßt auch seine Haltung
nicht zu.

Diese beiden Terrakotten stammen nicht aus Gnathia, sondern
aus Canosa. Sie sind als Teil eines größeren Grabfundes nach
Hamburg gekommen. 32) Es handelt sich also um einen einheit-
lichen Fund, ein Umstand, der uns später wertvolt sein wird.
Zunächst haben wir auf die Niobiden selbst einzugehen.

Diese gehören nach ihrem Fundort nicht direkt mit den
Figuren von Gnathia zusammen, stammen aber aus ganz dem-
selben Gedankenkreise, entsprechen ihnen in Arbeit, Stil und
Größe vollständig, dienten endlich demselben Zweck, und da die
Technik der Wiener Stücke ganz entschieden auf Canosa als
Heimatsort weist, worüber später zu handeln ist, sind wir be-
rechtigt, sie zusammenzunehmen.

Die beiden Hamburger Terrakotten bieten uns ein besonderes
Interesse dadurch, daß sie in die bisher etwas eintönigen Motive
der Söhne Abwechslung hineinbringen. In der Tat erscheinen.
die als Figur 1, 3, 4, 6, 8 (Shebelew, Fig. 53—57) abgebildeten
Statuetten nur wie Variationen eines einzigen Typus; die Jüng-
linge schreiten lebhaft, nach der Seite aus, der Kopf ist gegen
die drohende Gefahr erhoben, aber noch drückt sich in keiner
Gestalt die sinnlose Flucht, das blasse Entsetzen oder der töd-
liche Erfolg der Göttergeschosse aus. Nocli stehen alle Söhne auf-
recht, und dadurch fehlt jene prachtvolle Mannigfaltigkeit, welche

32) Der Grabfund aus einem Kammergrab bestand nach frdl. Mitteilung
von Herrn Reimers aus sechs großen Gefäßen mit plastischem Schmuck (wo-
von zwei auf Taf. IV abgebildet) ; ferner enthielt er eine kleine Kanne der-
selben Technik mit weiblichem Kopf, eine kleine Kanne dsgl. ohne Ver-
zierung, zwei Tauben, zwei Niobiden, ein Pferdchen mit gekrümmter Rück-
wand, eine geflügelte und gehörnte weibliche Maske. Man darf annehmen,
daß das Pferd und die Maske zu dem Niobidengefäß gehörten. Außerdem
fanden sich Reste eines goldenen Lorbeerkranzes und zwei Elfenbein-
fragmente, welche auf bei der Öffnung zerfallcnen Holzmöbeln mit ebenfalls
nicht zu konservierenden Bronzebeschlägen angebracht waren (es sind wohl
Klinen gemeint). Es sind das Bruchstiicke einer weiblichen Maske mit ein-
gesetzten Augen und der Schnabel eines Adlers. 1-1 Bronzeknöpfe, ein
bronzener Widderkopf und mehrere Bronzeringe fanden sicli in einem
Kammergrab mit ähnlichen Tonfunden. Auch diese werden zum Beschlag
von Klinai gedient liaben.
 
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