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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 6. Abhandlung): Niobiden — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32152#0024
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Rudolf Pagenstecher :

nach Abzug des von der großen Maske eingenommenen Raumes
101 crn übrigbleiben. Die Breite des Stückes, auf welchem der
Sohn der Niobe aufsitzt, beträgt 111/2 cm, so daß, wenn wir
den etwas größeren Umfang des ehemaligen Clefäßes bedenken,
sich neun Figuren auf einer jeden Vase ganz bequem anbringen
ließen. 45) Die Anordnung der Figuren im einzelnen bleibt natür-
lich fraglich, aber einige Hauptpunkte darf man doch als wahr-
scheinlich hervorheben. Zunächst dürfen wir, rneine ich, die
Gruppen uns an besonders hevorragender Stelle angebracht
denken: also Amphion mit seinem Sohn und Niobe mit ihrer
jüngsten Tochter, die wir aus den bei Minervini erwähnten Frag-
menten uns als vorhauden vorstellen müssen. Sie können nur
oberhall) der Maske an der Ansichtseite des Gefäßes befestigt
gewesen sein, und bildeten so Gegenstücke, denn wir müssen
den Figurenzyklus mindestens auf zwei als Pendants gearbeitete
Vasen verteilen. Mit Amphion wird man die Söhne vereinigen,
mit Niobe die Töchter, denn bei einer solchen äußeren Trennung
der Darstellungen wird auch die Trennung der Geschlechter durch-
geführt gewesen sein. 4G) Dem Vater auf der Vorderseite hat
jedenfalls auf der Rückseite der Pädagoge entsprochen, und
zwischen ihnen waren die sechs übrigbleibenden Söhne verteilt,
doch ohne Frage so, daß zu diesen beiden Haitepunkten der
Komposition hin die Bewegung von den Seiten aus zusammen-
lief. Wir haben liier mit den wirklich vorhandenen Stücken zu
arbeiten, nicht mit denen, welche wir erschlossen haben oder
welche einer anderen Vase angehörten, dürfen also die Ham-
burger Terrakotten nur als etwaige Ergänzung benntzen. Von
dem gleichen Gefäß sind uns noch die sechs übrigen Söhne
erhalten. Abb. 4 hatten wir als den zweitjüngsten, sich zum
Pädagogen flüchtenden Sohn erkannt, der also links von seinem
Schützer angeordnet werden muß. Ihm hat wohl auf der rechten
Seite Abb. 6 entsprochen, den wir ja aucli der Originalkom-
position zugeschrieben haben. Die beiden älteren Söhne, Abb. 1
und 3, flüchten sich zum Vater, wobei die Richtung der Flucht
ihren Platz zu beiden Seiten desselben bestimmt. Es fehlen
zum Schluß noch die Figuren an den Seiten. Zur Verfügung

45) Nach gütigen Mitteilungen des Herrn Reimers. Der Rand ist nacli
vorhandenen Resten rekonstruiert. Ein vollständig erhaltenes Exemplar ge-
langte durch Max. Mayer in das Museum zu Bari, der mir freundlichst mit-
teilt, daß ihm mehrere so gestaltete Yasen zu Gesicht gekommen seien.

4G) S. darüber Stark, S. 97.
 
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