12
K. Hampe :
Dazn kommen die interessanten, Kenntnis.se und Scharfsinn
erfordernden, aber trotz allen mühevollen Rätselratens so oft-
mals schlechterdings nicht zu bewältigenden Probleme, die jede
mehr oder weniger auf echtem Brief- oder Urkundenmaterial
beruhende Formel'sammlung des Mittelalters stellt: sachliche Er-
klärung, Auflösung der nur durch die einfachen, wohl gar noch
willkürlich geänderten Anfangsbuchstaben angedeuteten oder ganz
ausgelassenen Personen- und Ortsnamen, zeitliche Bestimmung
beim Fehlen jeglicher Dat.ierung, Entscheidung zwischen Stil-
übungen und echten Stücken und dergleichen mehr. Ist das in
jedem Falle mit Schwierigkeiten verbunden, so wird es vielfach
hoffnungslos, wenn unsere Kenntnisse auf so dürftigem und
trümmerhaftem Material beruhen, wie hinsichtlich der Zustände
Siziliens im Beginn des 13. Jahrhunderts, wo wir nicht einmal
die Bischofs- und Abtslisten mit auch nur annähernder Voll-
ständigkeit und Sicherheit herzustellen vermögen. Auch für diese
Probleme würde natürlich das Auftauchen einer neuen Über-
lieferung unserer Sammlung, die an manchen Stellen gewiß voll-
ständigere Namensformen bieten würde, eine große Erleichterung
bedeuten.
Angesichts solcher Schwierigkeiten, die fast für jeden Brief
eine besondere Abhandlung nötig machen, wählte ich den einzig
ga.ngbaren Weg, zunächst einzelne wichtigere Briefe oder Brief-
gruppen, die eine genauere Bestimmung zuließen, gesondert zu
veröffentlichen, um mir durch das Gestrüpp, das allenthalben die
Aussicht. versperrte, erst. einma.l an einigen geeigneten Stellen
Lichtungen zu brechen 9), zugleich aber auch eine künftige Edition
von den erläuternden Abhandlungen möglichst zu entlasten. Was
ich in dieser Weise bisher den Forschern vorlegen konnte, war
geeignet., die Erwartungen, mit denen ich an die Capuaner Samm-
lung heranging, vollauf zu rechtfertigen. Es wird angebracht
sein, diese Ergebnisse in aller Ivürze zu skizzieren, einmal um
eine Vorstellung von dem bedeutsamen Inhalt zu geben, da.nn aber,
um diese in mehreren Zeitschriften zerstreuten Veröffentlichungen
hier beim Beginn der Weiterarbeit zusammenzufassen.
Das stärkste Interesse beanspruchten die hier gebotenen
Schilderungen des jugendlichen Friedrich II. Wie der sieben-
jährige, von seinen Leibwächtern verratene Knabe am Aller-
9) Vgl. Mitl. cl. Inst. f. öst. Gesch., XXII, 575.
K. Hampe :
Dazn kommen die interessanten, Kenntnis.se und Scharfsinn
erfordernden, aber trotz allen mühevollen Rätselratens so oft-
mals schlechterdings nicht zu bewältigenden Probleme, die jede
mehr oder weniger auf echtem Brief- oder Urkundenmaterial
beruhende Formel'sammlung des Mittelalters stellt: sachliche Er-
klärung, Auflösung der nur durch die einfachen, wohl gar noch
willkürlich geänderten Anfangsbuchstaben angedeuteten oder ganz
ausgelassenen Personen- und Ortsnamen, zeitliche Bestimmung
beim Fehlen jeglicher Dat.ierung, Entscheidung zwischen Stil-
übungen und echten Stücken und dergleichen mehr. Ist das in
jedem Falle mit Schwierigkeiten verbunden, so wird es vielfach
hoffnungslos, wenn unsere Kenntnisse auf so dürftigem und
trümmerhaftem Material beruhen, wie hinsichtlich der Zustände
Siziliens im Beginn des 13. Jahrhunderts, wo wir nicht einmal
die Bischofs- und Abtslisten mit auch nur annähernder Voll-
ständigkeit und Sicherheit herzustellen vermögen. Auch für diese
Probleme würde natürlich das Auftauchen einer neuen Über-
lieferung unserer Sammlung, die an manchen Stellen gewiß voll-
ständigere Namensformen bieten würde, eine große Erleichterung
bedeuten.
Angesichts solcher Schwierigkeiten, die fast für jeden Brief
eine besondere Abhandlung nötig machen, wählte ich den einzig
ga.ngbaren Weg, zunächst einzelne wichtigere Briefe oder Brief-
gruppen, die eine genauere Bestimmung zuließen, gesondert zu
veröffentlichen, um mir durch das Gestrüpp, das allenthalben die
Aussicht. versperrte, erst. einma.l an einigen geeigneten Stellen
Lichtungen zu brechen 9), zugleich aber auch eine künftige Edition
von den erläuternden Abhandlungen möglichst zu entlasten. Was
ich in dieser Weise bisher den Forschern vorlegen konnte, war
geeignet., die Erwartungen, mit denen ich an die Capuaner Samm-
lung heranging, vollauf zu rechtfertigen. Es wird angebracht
sein, diese Ergebnisse in aller Ivürze zu skizzieren, einmal um
eine Vorstellung von dem bedeutsamen Inhalt zu geben, da.nn aber,
um diese in mehreren Zeitschriften zerstreuten Veröffentlichungen
hier beim Beginn der Weiterarbeit zusammenzufassen.
Das stärkste Interesse beanspruchten die hier gebotenen
Schilderungen des jugendlichen Friedrich II. Wie der sieben-
jährige, von seinen Leibwächtern verratene Knabe am Aller-
9) Vgl. Mitl. cl. Inst. f. öst. Gesch., XXII, 575.