Über eine Ausgabe der Capuaner Briefsammlung.
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noch vorhandene Überlieferung darstellte. Auch für die oben
envähnten Auszüge aus den verlorenen Registerhänden der Päpste
Innozenz III. und Innozenz IV. ist das nur wahrscheinlich. Bei
den in großartigstem Maßstabe von P. Kehr und seinen Mit-
arbeitern durchgeführten Papstbriefforschungen ist nebenher das
Augenmerk doch auch auf Urkunden und Briefe Kaiser Fried-
richs II. gerichtet geweseip deren Editi-on zu den Programmpunkten
des Preußisch-Historischen Instituts in Rom zählt. Für Italien,
wo man naturgemäß am ehesten eine Spur unserer auch Briefe
und Urkunden Friedrichs II. enthaltenden Materialien erwarten
würde, sind diese Nachforschungen abgeschlossen; von der
Capuaner Sammlung, die freilich darum immerhin noch in diesem
oder jenem Sammelbancle einer Bibliothek stecken könnte, hat
man nichts gehört, währencl Kehr aus ungefähr derselben Zeit
eine weniger reiche, aber wertvolle Quelle in dem Briefbuche
des Thomas von Gaeta entdeckt. und veröffentlicht hat. 8)
Nach allem würde docli wohl auch hier das Bessere des
Guten Feincl sein, wollte man von einer Edition in der ganz un-
sicheren Hoffnung auf das Auftauchen einer weiteren Überlieferung
absehen oder die Mühen und Kosten ziemüch vager, jedenfalls
aber sehr langwieriger Nachforschungen auf sich nehmen. Im
Gegenteil: wenn überhaupt, könnten am ersten die vorbereitenden
Arbeiten zu einer Ausgabe die Aufmerksamkeit weiterer Kreise
auf cliese Frage lenken und dadurch clie etwaige Entdeckung einer
neuen Handschrift herbeiführen.
Es wäre das um so mehr zu wünschen, als sich der Text
unserer Überlieferung zum allergrößten Teil in einem geradezu
erbarmungswürdigen Zustand befmdet, wie ja die Formelsamm-
lungen des späteren Mittelalters sich vor andern Schriften durch
stnmpfsinnige Wiedergabe völlig unverstandener uncl durch falsche
Auflösung oder Nachahmung unbegriffener Abkürzungen immer
weiter entstellter Texte übel auszeichnen. Emendationen werden
durch den schwülstigen uncl preziösen, oft dunklen Stil, wie er
schon damals für clie werdende Capuaner Schule charakteristisch
ist, sehr erschwert. So bietet schon die Textherstellung jedes
einzelnen Stückes eine schwierige, nicht immer rein zu lösende
Aufgabe.
8) Quellen und Forschungen aus italiertischen Archiven und Biblio-
thek.en, VIII, 1—76.
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noch vorhandene Überlieferung darstellte. Auch für die oben
envähnten Auszüge aus den verlorenen Registerhänden der Päpste
Innozenz III. und Innozenz IV. ist das nur wahrscheinlich. Bei
den in großartigstem Maßstabe von P. Kehr und seinen Mit-
arbeitern durchgeführten Papstbriefforschungen ist nebenher das
Augenmerk doch auch auf Urkunden und Briefe Kaiser Fried-
richs II. gerichtet geweseip deren Editi-on zu den Programmpunkten
des Preußisch-Historischen Instituts in Rom zählt. Für Italien,
wo man naturgemäß am ehesten eine Spur unserer auch Briefe
und Urkunden Friedrichs II. enthaltenden Materialien erwarten
würde, sind diese Nachforschungen abgeschlossen; von der
Capuaner Sammlung, die freilich darum immerhin noch in diesem
oder jenem Sammelbancle einer Bibliothek stecken könnte, hat
man nichts gehört, währencl Kehr aus ungefähr derselben Zeit
eine weniger reiche, aber wertvolle Quelle in dem Briefbuche
des Thomas von Gaeta entdeckt. und veröffentlicht hat. 8)
Nach allem würde docli wohl auch hier das Bessere des
Guten Feincl sein, wollte man von einer Edition in der ganz un-
sicheren Hoffnung auf das Auftauchen einer weiteren Überlieferung
absehen oder die Mühen und Kosten ziemüch vager, jedenfalls
aber sehr langwieriger Nachforschungen auf sich nehmen. Im
Gegenteil: wenn überhaupt, könnten am ersten die vorbereitenden
Arbeiten zu einer Ausgabe die Aufmerksamkeit weiterer Kreise
auf cliese Frage lenken und dadurch clie etwaige Entdeckung einer
neuen Handschrift herbeiführen.
Es wäre das um so mehr zu wünschen, als sich der Text
unserer Überlieferung zum allergrößten Teil in einem geradezu
erbarmungswürdigen Zustand befmdet, wie ja die Formelsamm-
lungen des späteren Mittelalters sich vor andern Schriften durch
stnmpfsinnige Wiedergabe völlig unverstandener uncl durch falsche
Auflösung oder Nachahmung unbegriffener Abkürzungen immer
weiter entstellter Texte übel auszeichnen. Emendationen werden
durch den schwülstigen uncl preziösen, oft dunklen Stil, wie er
schon damals für clie werdende Capuaner Schule charakteristisch
ist, sehr erschwert. So bietet schon die Textherstellung jedes
einzelnen Stückes eine schwierige, nicht immer rein zu lösende
Aufgabe.
8) Quellen und Forschungen aus italiertischen Archiven und Biblio-
thek.en, VIII, 1—76.