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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 8. Abhandlung): Über eine Ausgabe der Capuaner Briefsammlung des Cod. lat. 11867 der Pariser Nationalbibliothek — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32154#0013
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Über eine Ausgabe der Capuaner Briefsammlung.

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heiligentage des Jahres 1201 in der Burg von Palermo in die
Gewalt seiner Feinde gerät und schon damals Proben seines
königlichen Stolzes und leidenschaftlichen Tempera.ments gibt,
wie der vom Kanzler Walter von Palear im Bunde mit der Kurie
befreite zwölfjährige König im Frühjahr 1207 von seinen
sizilischen Gegnern in der Hauptstadt belagert wird, wie sich bald
darauf der sich dem Mündigkeitsalter nähernde Jüngling in rast-
loser Schulung seiner Willenskraft auf seinen h'ohen Beruf vor-
bereiteh und wie dabei schon im Iveime die glänzenden und
düsteren Züge seines späteren Charakterbildes sichtbar werden,
das ist in einigen Briefen höchst bemerkenswert geschildert, die
ich unter dem Titel „Aus der Kindheit Kaiser Friedrichs II.“ in
den Mitteilungen d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 575—599 erläutert
und abgedruckt habe.

Groß ist die Zahl der noch unveröffentlichten Stücke unserer
Sammlung, die uns auf das Lebendigste hineinführen in die auf-
und abwogenden Ivämpfe zwischen den deutschen Truppenführern
und den von Innozenz III. verwendeten französischen Rittern
des Grafen Walter von Brienne, ein bedeutsames Vorspiel für die
großen Entscheidungen von 1266 und 1268! Daß im Sommer
1205 auch die deutsche Reichsregierung König Philipps durch
ihren Legaten, den gebannten ßischof Lupold von Worms, in
diese Kämpfe einzugreifen suchte, darüber hat uns ein weiterer
Brief Aufklärung gebracht, über den ich in dem Aufsatze:
,,Deutsche Angriffe auf das Königreich Sizilien im Anfang des
13. Jahrhunderts“ in der Histor. Vierteljahrschrift VII, 473 ff.
gehandelt habe. Andere kurze Stücke haben eine zwischen
Winkelmann und Ficker über die Zeit, und näheren Umstände
von Friedrichs II. Vermählung mit seiner ersten Gattin Konstanze
von i\ragonien bestehende Meinungsverschiedenheit zugunsten
Fickers entschieden und darüber neue Aufschlüsse gegeben (vgl.
meine „Beiträge zur Geschichte Kaiser Friedrichs II.“, Ristor.
Vierteljahrschrift IV, 161—172). Ein wichtiges Schreiben Papst
Innozenz III. von Ende 1209 hat uns darüber belehrt, daß die
Anfänge des Konflikts zwischen Kaiser Otto IV. und Friedrich II.
weiter zurückreichen, als man bisher annahm, bis in den No-
vemberaufenthalt des Kaisers in Pisa 1209, was die Beurteilung
des weltgeschichtlichen Vorgangs nicht unerheblich verschoben
hat (vgl. ebenda S. 172—194). Als dann Otto IV. seinen Ein-
marsch in das sizilische Reich vollzogen hat.te und durch den
 
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