Griechische Kalender. II.
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kräftig ist die Zusammenfassung von zwei Phasen in der gleichen
Ordnung und mit den gieichen Worten (TTXeiabec; etuai duvoucn Kai
'Qpiiuv apxexat buveiv zum 11. Nov.), sowie die Erwähnung der
Jahrwinde als des einzigen meteorologischen Vorgangs in beiden
Texten. Auch die Kalenderdaten stimmen, wie die Übersichtstafel
am Scliluß zeigt, in sieben Fällen völlig überein; wenn sie in neun
anderen (in den wenigen übrigen läßt sich das nicht mehr ver-
gleichen, weil der Text in Q gestört ist) auseinandergehen, so fällt
das zum Teil auf zufällige Schäden der Überlieferung, zum Teil
auf die in solchen Kalendern besonders häufige und leichte will-
kürliche Korrektur cles Überlieferten. 16)
Vorausgeschickt ist in den Geoponica ein Einleitungssatz, der
besagt, daß deren Verfasser ocler Diaskeuast, da Kenntnis der sicht-
baren Auf- und Untergänge für den Landmann unentbehrlich sei,
auch cliese zusammengestellt habe, damit auch der Laie und völlig
Ungelehrte sie leicht verstehen könne. Diese Einleitungsworte
stehen ganz auf der gleichen Stufe wie jene einleitenden Formeln
mit avaYKaiov ujphpv und dergleichen, die Oder (Rh. Mus. 48, 4ff.)
beobachtet und zu einschneidenden Folgerungen für clie Text-
geschichte der Geoponica verwertet hat. Oder hat auch schon (ebd.
S. 15) diesen Einleitungssatz von Geop. 1 9 gleich clen übrigen dem
Kompilator der Geoponica zugeschrieben, dessen Namen wir kennen:
Gassianus Bassus, Scholasticus (d. h. Rechtsanwalt) im 6. oder
spätestens in cler ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts.
Die Ursachen für die Differenzen von G und Q sincl somit.
ebenso deutlich erkennbar wie die Abieitung der beiden Kapffel
aus gemeinsamer Quelle. Beruft aiso das eine der zwei Kapitel sich
mit Reclit auf den ocler die Quintilier als Quelle, so tut das auch
das andere. Nun ist es aber bekanntlich eine üble Sache um jene
Autorenlemmata der Geoponica. Eugen Oder ist in einer Reihe
vortrefflicher Arbeiten 17), gegen clessen Schärfe uncl Klarheit das
TJngeschick des letzten Herausgebers der Geoponica um so trüb-
seliger absticht, von der Erkenntnis ausgegangen, daß auf clie Ka-
1C) Es genügt, zum Beleg dafür auf' Heft I dieses Kalenders und auf Wachs-
muths Sammlung zu verweisen.
17) Rh. Mus. 45 (1890), 58 ff., 212 ff.; 48 (1893) 1 ff.; Philologus, Yll. Suppl.-
Bd. (1898), 231 ff. (s. bes. 242ff.). Es ist sehr zu bedauern, daß der Verfasser
nicht die Zeit, dazu finden konnte, die von ihm in diesen Arbeiten gezogenen
Richtlinien weiter zu verfolgen und uns die Ausgabe der Geoponica zu schenken,
zu der er vor allen berufen war.
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kräftig ist die Zusammenfassung von zwei Phasen in der gleichen
Ordnung und mit den gieichen Worten (TTXeiabec; etuai duvoucn Kai
'Qpiiuv apxexat buveiv zum 11. Nov.), sowie die Erwähnung der
Jahrwinde als des einzigen meteorologischen Vorgangs in beiden
Texten. Auch die Kalenderdaten stimmen, wie die Übersichtstafel
am Scliluß zeigt, in sieben Fällen völlig überein; wenn sie in neun
anderen (in den wenigen übrigen läßt sich das nicht mehr ver-
gleichen, weil der Text in Q gestört ist) auseinandergehen, so fällt
das zum Teil auf zufällige Schäden der Überlieferung, zum Teil
auf die in solchen Kalendern besonders häufige und leichte will-
kürliche Korrektur cles Überlieferten. 16)
Vorausgeschickt ist in den Geoponica ein Einleitungssatz, der
besagt, daß deren Verfasser ocler Diaskeuast, da Kenntnis der sicht-
baren Auf- und Untergänge für den Landmann unentbehrlich sei,
auch cliese zusammengestellt habe, damit auch der Laie und völlig
Ungelehrte sie leicht verstehen könne. Diese Einleitungsworte
stehen ganz auf der gleichen Stufe wie jene einleitenden Formeln
mit avaYKaiov ujphpv und dergleichen, die Oder (Rh. Mus. 48, 4ff.)
beobachtet und zu einschneidenden Folgerungen für clie Text-
geschichte der Geoponica verwertet hat. Oder hat auch schon (ebd.
S. 15) diesen Einleitungssatz von Geop. 1 9 gleich clen übrigen dem
Kompilator der Geoponica zugeschrieben, dessen Namen wir kennen:
Gassianus Bassus, Scholasticus (d. h. Rechtsanwalt) im 6. oder
spätestens in cler ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts.
Die Ursachen für die Differenzen von G und Q sincl somit.
ebenso deutlich erkennbar wie die Abieitung der beiden Kapffel
aus gemeinsamer Quelle. Beruft aiso das eine der zwei Kapitel sich
mit Reclit auf den ocler die Quintilier als Quelle, so tut das auch
das andere. Nun ist es aber bekanntlich eine üble Sache um jene
Autorenlemmata der Geoponica. Eugen Oder ist in einer Reihe
vortrefflicher Arbeiten 17), gegen clessen Schärfe uncl Klarheit das
TJngeschick des letzten Herausgebers der Geoponica um so trüb-
seliger absticht, von der Erkenntnis ausgegangen, daß auf clie Ka-
1C) Es genügt, zum Beleg dafür auf' Heft I dieses Kalenders und auf Wachs-
muths Sammlung zu verweisen.
17) Rh. Mus. 45 (1890), 58 ff., 212 ff.; 48 (1893) 1 ff.; Philologus, Yll. Suppl.-
Bd. (1898), 231 ff. (s. bes. 242ff.). Es ist sehr zu bedauern, daß der Verfasser
nicht die Zeit, dazu finden konnte, die von ihm in diesen Arbeiten gezogenen
Richtlinien weiter zu verfolgen und uns die Ausgabe der Geoponica zu schenken,
zu der er vor allen berufen war.