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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 1. Abhandlung): Griechische Kalender: 2. Der Kalender der Quintilier und die Überlieferung der Geoponica — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32163#0024
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16

Franz Boll:

übel Überlieferung annehmen, da der neuere Urheber der Auf-
schriften doch schwerlich sich unterrichtet hatte, dah clieses
Kapitel in den Geoponica vorkam und diese auf Cassianus Bassus
znrückgehen. Der SchluJs, der sich daraus ergibt, ist offenbar, dab
die drei Geoponicakapitel, da Bassus, cler Kompilator cler Samm-
lung, als Urheber bei einem genannt war 26), bei diesem keine
Autorenbezeichnung tragen; hier bestätigen sich Oders Annahmen
in vollem Umfang.

Etwas weiter aber bringt eine anclere Berliner Hs. gr. 173 -
Phillipp. 1577, S. XIV—XV, f. 109—116. Hier stehen wiederum
zwei von diesen Kapiteln (Geop. I 3 und I 4) nach einem andern 27),
clas dem 'Eudoxiosk recte Eudoxos 2S), zugeschrieben wird, und auch
sie gelten als tou aurou EuöoUou. In den uns vorliegenden byzan-
tinischen Geoponica heißt der Urheber im Lemma für 12—4 clurch-
aus Aratos. Schon Beckh 29) hat gesehen, daß diese Vorzeichen
wirldich in der Hauptsache die gleichen sind, die Arat in den Dio-
semeia bringt; freilich in ganz anderer Anorclnung: der Lemmatist
hat also hier im Kern das Bichtige getroffen, wenn auch na-
türlich von einer direkten Benutzung des Arat durch Gassianus
Bassus keine Rede sein kann. Wenn nun in cler Berliner LIs. viel-
mehr dem Eudoxos cliese Ivapitel zugeschrieben werden, so ist das
wiederum merkwürdig als Zeugnis für das vorhandene Bestreben,
nicht irgendwelche imaginäre Urheberschaft, sondern einen minde-
stens möglichen Verfasser oder Urheber cler vorgetragenen x4n-
schauungen zu benennen. Die Frage über Arats Quelle im zweiten
Teil seines Geclichtes, den Diosemeia, ist noch immer nicht ent-
schieclen 30); bemerkenswert ist es aber cloch, claf3 Böhmes und

nicht aus den Geoponica stammt, zutrifft, ist nach dem Gesagten ebenfalls ganz
fragwiirdig. Immerhin mag erinnert werden (vgl. auch meine Bemerlvung a. a. 0.,
S. 34), daß der Text offenbar christlichen Ursprungs ist (Gen.I, 18 wird zitiert)
und ein Severianus, Bischof von Gabala (in Syrien), sich nachweisen läßt, der über
ähnliche Dinge spekulierte.

26) Vgl. die genaue Analogie der Anatoliuszitate in den Hippiatrica, s. Ge-
moll, Untersuch. über die Quellen der Geop., S. 226.

2‘) Von mir herausgeg. Catal. VII, 181 ff. Es hat mit den Geoponica nichts
zu tun. — Über die Textgestalt der beiden Geoponica-Kapitel in dieser Hs. siehe
meine Note a. a. 0. 182, 1.

2S) Vgl. meine Bemerkung ehd. 182 und z. B. Ptolem. ed. Heiberg, vol. II,
p. 30, 19 (EuboSl statt EuööEtp im cod. B).

29) Acta Sem. Erlang. IV, 271 f.

30) Vgl. Knaacks selir zuriickhaltendes Urteil bei Wissowa, R.-E. II, 397; es
ist mir kaum verständlich, wie Hultsch (ebd. VI, 943) darin eine „Zurüc-kweisung“
 
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