Metadaten

Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 4. Abhandlung): Ein Heidelberger Fragment aus Menanders Perikeiromene: mit 1 Faks — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32166#0009
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Heidelberger Fragment aus Menanders Perikeiromene.

9

Die Interpretation der vielumstrittenen Verse Perik. 170 ff. hatte
mich (S. 17 ff.) zu dem Ergebnis geführt, Polemons älterer Freund
und späterer Schwiegervater Pataikos sei nicht aus Athen und
nicht der Besitzer eines dritten Hauses auf der Bühne (S. 11 A. 6),
sondern ein Fremder (£evos) aus Ivorinth, der zufällig bei seinem
Gastfreund Polemon auf Besuch weilt und clabei seine verlorenen
Kinder entdeckt. Jene meine Erklärung von 170 ff. scheint nun
aber hinfällig zu werden durch die Tatsache, dah Ghr. Jensen bei
seiner ergebnisreichen Nachprüfung des Gairener Papyrus (Rhein.
Mus. 65 [1910], S. 571; vgl. Sudhaus, Herm. 46 [1911], S. 145) unter
V. 170 als Zeichen des Personenwechsels die Paragraphos kon-
statierte, zu welcher, wie er annimmt (A. 8), überclies ein Doppel-
punkt am Schlußs von 170 hinzukam. Indessen dünkt mir bei
genauer Erwägung die Sache auch hiernacli noch keineswegs ent-
schieden. Wohl wäre es mißlich, eine falsche Setzung der Para-
graphos, die nachweislich vorkommt (Perik. 236, 359 in C bzw. L;
403, 417, 426, 428, 430, 447 im Oxy. P.; vgl. Heros 38), gerade
an einer so kritischen Stelle zu vermuten. Aber mit der Möglich-
keit eines Irrtums des Schreibers muß man auf jeden Fall rechnen,
zumal er mit seiner Interpunktion direkten sprachlichen Anstoß
erregt. 4) Hinzu kommt ein andres. Ich kann für die Auffassung
cles Pataikos, wie ich sie unabhängig, allein aus der Perikeiromene
erschloß, nachträglich eine schlagende dramaturgische Parallele aus
Menander zitieren. Man weiß, wie häufig uncl stark unser Komiker
in seinen Stücken gleiche Typen und Motive wiederholte. Für clie
IIsptxsipojj.svY] ließen sich enge Berührungen mit einer andern
Menanderkomödie, dem Miao6jj.evoc, bereits aus dem früher verfüg-
baren Materiale erkennen: Thrasonides, der eponyme miles des
Miaoop.evoc, zeigt mit dem Polemon der 'Gestutzten Schönen 5 ekla-
tante Verwandtschaft. 5) Noch weitere Ähnlichkeiten zwischen beiden

4) Durch die Trennung von u> xyj<; Tuv.pä; S7U0Y]f«a<; (170) und 6 |evo;
atuy.Tai (171), vgl. Philol. 69, S. 17 m. A. 18. Die erstgenannte Wendung (170)
hat inzwischen auch Koerte zum Folgenden gezogen.

5) Liban. IV, p. 512, 2 R. gibt dem Thrasonides das gleiche Epitheton

ooßapöc, mit welehem unser Polemon V. 52 erscheint. Wie Glykeras Liebhaber
nach der Untat beim a(jfj.7:öa'.oy weint (54 y.Xäst xai:a.xXtvet<;) und wie er nach
der tiefsten Verzweiflung raseh wieder aufflammt (Perik. 266 ff., vgl. Philol. 69,
S. 24), so sagt vom Mtaoöpsvoc Arrian Epict. diss. IV 1, 22 . . y.Xatet, atäXtv os
|j.ty.pä. st)7]|j.£p'f]aa? eiratpexat. [Dazu jetzl noch P. Oxy. 1013, V. 18. . . . y.Xätuv,

ä.vTtßoXojv -/.tX.] Wie der aufgeregte Polemon zu Bett gebracht vverden soll
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften