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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 6. Abhandlung): Eine Bronzestatuette der Heidelberger archäologischen Sammlung (Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gesamtakademie am 24. Juni 1911) — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32168#0008
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F. von Duhn:

Vase die erste Gestalt dem vatikanischen Apoxyomenos, den
man gewöhnlich für eine Marmorkopie von Lysipps bronzenem
Destringens se erklärt, ein Beweis für die lange Lebensdauer
dieses Motivs; der zweite Jüngling der Vase und die letzte Figur
des Reliefs, die letzte Figur der Vase und die vorletzte des
Reliefs — die Vase ist etwa 130 Jahre älter als das Relief —-
geben einander so verwandte Motive wieder, daß die Vorstellung
schwer abzuweisen ist, dasselbe Erinnerungsbild habe beide
Künstler beeinflußt, und zwar das Bild zweier Statuen. Wie
beliebt in der Großplastik noch des vierten Jahrhunderts die
Jünglinge waren, welche wie auf der Vase Fig. 3, auf dem Relief
auch Fig. 3, die Stlengis auswischen, ist bekannt: es genügt,
auf die Schöpfiyrg binzuweisen, welche uns in den Statuen von
Ephesos, in Florenz und Boston erhalten ist (Hartwig, Österr.
Jahresh. IV, 1901, 151—159; VI, 1903, 19—20; Arndt, zu B-B,
523—524; Bulle, Der schöne Mensch, 2. Aufl., 113—115).

Diese Wahrnehmung ermutigt uns auch, das Erinnerungs-
bild an eine im damaligen Athen bekannt gewesene plastische
Schöpfung zu vermuten in jenem Jüngling des Vasenbildes, der
sich mit der Stlengis den Rücken reinigt, während die Linke
frei niederhängt, entsprechend dem an derselben Seite leicht
zur Seite gesetzten und gehobenem Spielhein. Deutlicher noch
als diese und andere auf Vasen (z. B. Röm. Mitt. XIX, 82;
Hartwig MS S. 25) gemalte Wiedergaben des Motivs spricht
für das einstige Vorhandensein freiplastischer Darstellungen
solcher Handlung schon im fünften Jahrhundert die Tatsache,
daß mehrere-Kleinbronzen es uns zeigen, deren Vorbild zweifel-
los noch in jene Zeit gehört. Eine solche, friiher in der eng-
lischen Sammlung W. Rome, war ausgestellt. in der Burlington
club fme art exposition 1904 (Catal. pl. L case B, 47), später
im Besitz von Arndt, bei dem ich sie sah, und durch Arndts
Liehenswürdigkeit photographiert erhielt (Fig. 3—4). H. 0,09.
Ein verwandtes Figürchen ist im Etruscan Saloon des British
Museum 669, ein andres, einst im Besitz des Graf Caylus, von ilnn
veröft'entlicht (Rec. IV, pl. LXXXIII, 4—5) und dem König ge-
schenkt, jetzt in der Bibliotheque nationale (Babelon-Bi.anchet,
Catal. d. hronzes d. 1. Bibl. nat. ;934; E. A. Gardner, JHSt.
XXXI, 1911, 25). H. 0,075. Sowohl die Vasen wie die Klein-
bronzen zeigen den Jüngling mit der Rechten das Werkzeug über
die Schulter führend. Die durch diese Bewegung bedingte He-
 
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