"V or drei Jahren erwarb ich aus Mitteln, die mir Fran
Jöhanna Willich in München freundlicherweise zur Yerfügung
gestellt hatte, in Roni ein ldeines Bronzefigürchen (größte jetzige
Iiöhe 0,065, einstige Höhe ungefähr 0,075) für die Sammiung
unseres archäologischen Instituts. (Taf. I, Fig. 1—4.) Es ist
ein Jüngling, der sich mit der Stlengis Nacken und linkes Schulter-
blatt reinigt. Die Erhaltung ist nicht hesonders. Es fehlt das
reclrte Bein von über, das linke von unter dem Knie, der linke
Ar'm von oberlralb des Ellbogens, der rechte fast ganz bis auf
ein kurzes Stück Obera.rm und unscheinbare Reste der Hand
am Hinterkopf. Auch die Oberfläche ist mit Ausnahme weniger
mehr geschützter Stellen durch Reibung und Oxydierung stark
mitgenommen, leider aucli der Kopf. Die Arheit ist ungleich,
arn wenigsten gut am Rücken; jedoch auch die Yorderseite zeigt
manche Iiärten, namentlich in der Charakterisierung der großen
Teilungslinien, die der Künstler uto so stärker betont, je mehr
er durch den kleinen Maßstab des Figürchens genötigt war, auf
Hervorhebung mancher Einzelheiten des Ivnochenbaus, Heraus-
arbeitung einzelner Muskeln, W-eiche Modellierung der Ober-
fläche und dergleichen zu verzichten. Doch sind die für Aufbau
und Stand der Figur wesentlichen anatomischen Tatsachen richtig
am Platz, nirgends hegegnet man Formen, welche mangelndes
Verständnis für die Funktionen der einzelnen Körperteile ver-
missen ließen. Das Figürchen verliert nicht, sondern gewinnt
durcli die mechanische Vergrößerung der Projektion: ein wich-
tiger Prüfstein für die Frage, oh das Figürchen die originale Er-
fmdung eines Kleinkünstlers darstellt oder die Verkleinerung eines
Originals in Lehensgröße. Daß uns tatsächlich in dieser heschei-
denen Bronze ein Werk griechischer Großkunst erhalten ist, hoffe
ich im Folgenden wahrscheinlich zu machen.
Alle entwicklungsfähige Großplastik ruht anf Wiedergabe der
nackten männiichen Gestalt. Kaum hatten die von den Handels-
Jöhanna Willich in München freundlicherweise zur Yerfügung
gestellt hatte, in Roni ein ldeines Bronzefigürchen (größte jetzige
Iiöhe 0,065, einstige Höhe ungefähr 0,075) für die Sammiung
unseres archäologischen Instituts. (Taf. I, Fig. 1—4.) Es ist
ein Jüngling, der sich mit der Stlengis Nacken und linkes Schulter-
blatt reinigt. Die Erhaltung ist nicht hesonders. Es fehlt das
reclrte Bein von über, das linke von unter dem Knie, der linke
Ar'm von oberlralb des Ellbogens, der rechte fast ganz bis auf
ein kurzes Stück Obera.rm und unscheinbare Reste der Hand
am Hinterkopf. Auch die Oberfläche ist mit Ausnahme weniger
mehr geschützter Stellen durch Reibung und Oxydierung stark
mitgenommen, leider aucli der Kopf. Die Arheit ist ungleich,
arn wenigsten gut am Rücken; jedoch auch die Yorderseite zeigt
manche Iiärten, namentlich in der Charakterisierung der großen
Teilungslinien, die der Künstler uto so stärker betont, je mehr
er durch den kleinen Maßstab des Figürchens genötigt war, auf
Hervorhebung mancher Einzelheiten des Ivnochenbaus, Heraus-
arbeitung einzelner Muskeln, W-eiche Modellierung der Ober-
fläche und dergleichen zu verzichten. Doch sind die für Aufbau
und Stand der Figur wesentlichen anatomischen Tatsachen richtig
am Platz, nirgends hegegnet man Formen, welche mangelndes
Verständnis für die Funktionen der einzelnen Körperteile ver-
missen ließen. Das Figürchen verliert nicht, sondern gewinnt
durcli die mechanische Vergrößerung der Projektion: ein wich-
tiger Prüfstein für die Frage, oh das Figürchen die originale Er-
fmdung eines Kleinkünstlers darstellt oder die Verkleinerung eines
Originals in Lehensgröße. Daß uns tatsächlich in dieser heschei-
denen Bronze ein Werk griechischer Großkunst erhalten ist, hoffe
ich im Folgenden wahrscheinlich zu machen.
Alle entwicklungsfähige Großplastik ruht anf Wiedergabe der
nackten männiichen Gestalt. Kaum hatten die von den Handels-