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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 6. Abhandlung): Eine Bronzestatuette der Heidelberger archäologischen Sammlung (Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gesamtakademie am 24. Juni 1911) — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32168#0012
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F. von Duhn:

Hancl die Traube hält, nach cler das Knäbchen verlangend schaut;
und der Kopf des Hermes ist nicht nur etwas zur Seite gewendet,
sondern auch ein wenig geneigt, damit die nötige geistige Ver-
bindung zwischen den beiden Brüdern hergestellt werden kann,
wobei der Künstler in jener eigenen so reizvollen Weise clas
retardierende Moment hineingebracht hat durch die Richtung
des Blicks, welcher zwar nach der Seite des Knäbchens gewandt
ist, aber an ihm in sinnendem Träumen vorübergeht, wodurch
das Verlangen des Ivindes einen Augenblick unbeachtet zu bleiben
scheint. Anders unser Jüngling! Er steht für sich allein, ist
nicht aufgestützt: daher ist der Oberkörper weniger nach der
entlasteten Seite geneigt und der Blick geht geradeaus. Der
rechte Oberarm steigt steiier auf, weil die Hand nach hinten
greifen muß; der linke Arm hing frei nieder. Dies die durch
das andersartige Motiv gebotenen Verschiedenheiten. Sonst nur
Verwandtschaft, und zwar allerengste. Man wolle den Gesarnt-
aufbau vergleichen, mit dem Auge den Umrissen folgen: soweit
da überhaupt zwischen dem originalen Meisterwerk und der
kleinen Handwerkerarbeit Vergleiche möglich sind, nur nächste
Berührung! Ich mache besonders aufmerksam auf die so sehr
gleichartige Behandlung der Vertikalachse beider Gestalten, auf
das beiden gemeinsame Nachklingen älterer Formensprache, z. B.
auf die immer noch starke Betonung der Leistenfuge, den so
stark hervortretenden und so völlig gleichartig wiedergegebenen
Darmbeinkammfortsatz auf beiden Seiten, überhaupt die Breite
und ganze Behandlung des Mittelkörpers. Die völlige Durchar-
beitung der Statue auf das rund gesehene Bild, wie bei Lysippos,
ist noch nicht erfolgt. Daß der Athlet etwas voller scheint — fast
übertrieben z. B. der Hals —, Hermes, der ja hier so wenig vom
Gott der Palaestra hat, ein wenig schlanker, ma.g z. T. auf Recli-
nung der nach Größe und Ausführung so untergeordneten kleinen
Bronze kommen. Und das gleiche lehrt ein Blick auf die Rück-
seite beider Gestalten, wo trotz der flachen ungenügenden Wieder-
gabe der großen Rückenmuskel durch den Verfertiger der Bronze
das Verhältnis sich im ganzen genau so überzeugend vor Augen
stellt. Besonders mache ich aufmerksam auf die Ivreuzgrube und
die Nackenwendung.

Und nun die letzte Frage! Als Paul Hartwig, dem ich die
erste Kenntnis der Bronze verdanke, sie mit mir ansah, sagte er:
„ein uns verlorener Apoxyomenos des Praxiteles!“ Der geübte
 
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