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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0007
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Eros und Psyche.

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sammengefimden mit den Florentiner Niobiden und nur durch
Ergänz'ungen seiner Flügel beraubt, im Saal dieser Gruppe in
den Uffizien aufgestellt ist 24), so wissen wir, daß sich der Künstler
unter dieser kräftigen Gestalt nicht etwas so Wesenloses, wie
eine Seele auch in der Versinnbildlichung durch die menschliche
Form immer bleibt, vorgestellt haben kann. Er muß schon mit
einem festgewürzelten Begriff gearbeitet oder ihn sich selbst
geschaffen haben; die personifizierte Psyche als Gegenstück
zum Eros.

Diese Statue stimmt in Stil und Arbeit vollkommen überein
mit der Gruppe der Niohiden 25), für deren Schöpfer ich Skopas
zu halten geneigt bin. 26) Bildete dieser Meister, der es wie kaum
ein anderer verstand, den im Innern des Menschen waltenden
Mächten auch nach außen hin Ausdruck zu verleihen, als erster
die Psyche ? Ihr Gegenstück, den Pothos, von desselben Künstlers
Hand, hat uns Furtwängler wieder geschenkt. 27) An sich ist
es mir wahrscheinlicher, daß man erst in römischer Zeit einer
Niobide, die man in ihrer Haltung für eine gequälte Psyche passend
erachtete, Flügel anfügte. Anregung dazu mag die Kunst gegeben
haben, die eben Eros als Peiniger der Mädchen schon vorher
kannte, aber auch als ihre Freude und Wonne.

So setzt sich auch der Gedanke an den Gott, der seine Unter-
taninnen beseligt, in der Darstellung von Eros und Psyche fort.
Es wird kein Zufall sein, daß gerade das Mädchen so oft die
Flügel einbüßt 28), vielmehr eine Erinnerung an den einstigen
Ursprung. Ganz der Flügel bar ist gar das Pärchen im Ivapi-
tolinischen. Museum 29), ein weiterer Beweis, wie nahe sich Mensch-
liches undGöttliches berühren, denn auch ich kann in dieserGruppe
nur zwei sterbliche Kinder sehen. 30) Die genauen Repliken ent-

2i) Amelung, Antiken in Florenz, S. 111, Nr. 169.

25) Amelung, a. a. 0. . Doch ist die Frage, ob es sich nicht doch im
Original um eine Niobide .handelt (Stark, Niobe, 304), noch nicht als er-
ledigt zu betrachten, zumal da eine als Niobide gesicherte Tonügur die gleiche
Ilaltung zeigt, Anm. 26.

26) Vgl. die der Psyche ähnliche Niobide Heid. S.-B., 1910, 6, S. 17,
Abb. 9 ; Sauer, Zeitschrift für bildende Kwnst, N. F. XXII, S. 138 ; Maass,
N. Jahrb. f. d. lclass. Altertum, 27 (1911), 23ff.

27) Münch. S.-B., 1901, S. 783 ; Antike Gemmen, II, 208f.

28) Z. B. auch auf dem unten zu besprechenden Ileidelberger Fragment.

29) Abbildung z. B. Roscher, III 2, 3247.

30) PIelbig, I 2, 465, ohne damit des Verfassers Anschauung über die
Darstellung zu teilen, Über die flügellosen treuen Repliken Wolters, Arch.
 
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