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Rudolf Pagenstecher:
des Vogels bot, der aus dem Flug, des Menschen, der aus dem
Schwimmen in den Stand übergeht“. 36) Ein wenig älter als das
auf der Berliner Schale des Hieron 37) angewendete Motiv ist noch
die Haltung 'unseres Fiügelknaben. Er ist ganz nackt, die Haare
fallen leichtgelockt und teilen sich auf der Ach'seh Während
seine linke Fland geschlossen anmutig herniederhängt, trägt die
rechte vorsichlig, nichts von dem kostbaren Inh'alt zu verschütten,
das Alahastron. 38) Seine kleine Gefährtin wird für das Auge
empfindlich dnrch einen schweren und ziemlich engen Rock arn
Schweben gehindert, doch dürfte auch hier die Malerei mancherlei
gemüdert haben. 39) Zum größten Teil wird sie durch ihren Ge-
nossen verdeckt. Der Oberkörper bleibt ganz unsichtbar, und
von Flügeln ist nichts zu bemerken. Ihr Profil kommt vor dem
des Knaben noch eben zum Vorschein; die linke Hand hält einen
Vogel, doch wohl die Taube, während die rechte nicht zu sehen ist.
Nur im Zusammenhange mit den übrigen Reliefs, mit denen
sie einen einzigen großen Fund bildet, können wir diese Gruppe
richtig würdigen. 40) Die auf Anregung F. von Duhns von der
itahenischen Regierung unternommenen Ausgrabungen in Gerace,
an der Stätte des alten, wahrscheinlich von den mutterländischen
Lokrern gegründeten 41), epizepliyrischen Lokri, haben ein erstaun-
liches Resultat gehabt. Zu dem einzigen großen ionischen Tempel
Underitaliens 12) ist eine ganz merkwürdige Reihe von Monumenten
des ionischen Kunstkreises getreten, nämlich eine ungeheure,
nach Tausenden zählende Menge von Bruchstücken tönerner Weih-
36) Studniczka, Siegesgöttin, S. 13.
37) Studniczka, a. a. 0., Taf. III, 19, nach Wiener Vorlegeblätt-er A,
Taf. 5.
38) Quagliati hat a. a. 0. die Hände des Eros und seiner Genossin
verwechselt.
39) Von den reichen farbigen Resten geben nur die Originale einen
richtigen Begriff.
40) Orsi bezieht, Bollettino cl’arte, III, S. 468f., das Relief auf Kore
und bezeichnet das Gespann als „Eroti“. Ich hoffe, durch die folgenden
Darlegungen auch die Erklärung, die man nach dem homerischen Demeter-
hymnus 377 ff. aussprechen könnte, nämlich hier die im Geleit des Hermes
zurückkehrende Persephone zu erkennen, auszuschließen. Nicht zu vernach-
lässigen ist die ungemeine Ähnlichkeit mit dem später zu besprechenden
Tarentiner Relief.
41) Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, II, 478.
42) Petersen, Böm. Mitt., 1890, S. 184, 226f. ■ Durm, Baukunst der
Griechen 3, S. 307, Abb. 286,
Rudolf Pagenstecher:
des Vogels bot, der aus dem Flug, des Menschen, der aus dem
Schwimmen in den Stand übergeht“. 36) Ein wenig älter als das
auf der Berliner Schale des Hieron 37) angewendete Motiv ist noch
die Haltung 'unseres Fiügelknaben. Er ist ganz nackt, die Haare
fallen leichtgelockt und teilen sich auf der Ach'seh Während
seine linke Fland geschlossen anmutig herniederhängt, trägt die
rechte vorsichlig, nichts von dem kostbaren Inh'alt zu verschütten,
das Alahastron. 38) Seine kleine Gefährtin wird für das Auge
empfindlich dnrch einen schweren und ziemlich engen Rock arn
Schweben gehindert, doch dürfte auch hier die Malerei mancherlei
gemüdert haben. 39) Zum größten Teil wird sie durch ihren Ge-
nossen verdeckt. Der Oberkörper bleibt ganz unsichtbar, und
von Flügeln ist nichts zu bemerken. Ihr Profil kommt vor dem
des Knaben noch eben zum Vorschein; die linke Hand hält einen
Vogel, doch wohl die Taube, während die rechte nicht zu sehen ist.
Nur im Zusammenhange mit den übrigen Reliefs, mit denen
sie einen einzigen großen Fund bildet, können wir diese Gruppe
richtig würdigen. 40) Die auf Anregung F. von Duhns von der
itahenischen Regierung unternommenen Ausgrabungen in Gerace,
an der Stätte des alten, wahrscheinlich von den mutterländischen
Lokrern gegründeten 41), epizepliyrischen Lokri, haben ein erstaun-
liches Resultat gehabt. Zu dem einzigen großen ionischen Tempel
Underitaliens 12) ist eine ganz merkwürdige Reihe von Monumenten
des ionischen Kunstkreises getreten, nämlich eine ungeheure,
nach Tausenden zählende Menge von Bruchstücken tönerner Weih-
36) Studniczka, Siegesgöttin, S. 13.
37) Studniczka, a. a. 0., Taf. III, 19, nach Wiener Vorlegeblätt-er A,
Taf. 5.
38) Quagliati hat a. a. 0. die Hände des Eros und seiner Genossin
verwechselt.
39) Von den reichen farbigen Resten geben nur die Originale einen
richtigen Begriff.
40) Orsi bezieht, Bollettino cl’arte, III, S. 468f., das Relief auf Kore
und bezeichnet das Gespann als „Eroti“. Ich hoffe, durch die folgenden
Darlegungen auch die Erklärung, die man nach dem homerischen Demeter-
hymnus 377 ff. aussprechen könnte, nämlich hier die im Geleit des Hermes
zurückkehrende Persephone zu erkennen, auszuschließen. Nicht zu vernach-
lässigen ist die ungemeine Ähnlichkeit mit dem später zu besprechenden
Tarentiner Relief.
41) Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, II, 478.
42) Petersen, Böm. Mitt., 1890, S. 184, 226f. ■ Durm, Baukunst der
Griechen 3, S. 307, Abb. 286,