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Rudolf Pagenstecher:
mit einer Schatzkammer 47) — ist eine in feierlicher Haltung
thronende Frauengestalt. In den Iiänden hält sie ein Kästchen
oder einen Korb (A 4) und empfängt so von einem vor ihr
stehenden Mädchen Hahn und Ball als Opfergaben (B5). Oder
sie sitzt vor einem schön gearbeiteten Tisch, auf dem ein sorg-
fältig zusammengelegtes Gewand und ein Diadem ruhen (B 6). Da-
neben steht ein Stäbchen, nach welchem sie greift, um mit ihm
die Schale in ihrer Linken zu berühren, wie es uns andere Reliefs
(A H 9, 50; B 25, 26) lehren, auf denen eine Frau, wohl die
Oberpriesterin in Vertretung ihrer Iierrin, mit einem Zuge junger
Mädchen, welche der Göttin zu weibende oder ihr umzulegende
Gewänder bringen, feierlich einherschreitet. Sie berührt mit dem
Stab die erhobene Schale. 48) Auch vor der so thronenden Göttin
steht ein junges Mädchen mit Hahn und Ball. Die gleichen
Gaben dürfen wir in der Idand der ein anderes Mal (B 14) heran-
tretenden weiblichen Gestalt voraussetzen. Das Attribut der
Göttin ist hier die Ähre. Kein Zweifel also, daß wir es mit
Persephone zu tun haben, der in Unteritalien vor allen verehrten
Gottheit, der Spenderin der Fruchtbarkeit, als deren Hauptsitz
Lokri bekannt war^ 9), an die sich auch Weihungen innerhalb
des Bezirkes gefunden liaben 50), deren Ähre sich das nahe Meta-
pont zum Stadtwappen erkor. 51) Wir wissen, daß das hoch-
berühmte lokrische Heiligtum die Scharen der Räuber anlockte 52),
und von seinem Reichtum wollen uns ja auch die Reliefs in den
Darstellungen kostbarer Schreine, Geräte und Gefäße einen Be-
griif geben.
Offenbar dieselbe Göttin ist noch in anderer Haltung und
Beschäftigung abgehildet. Ohrgehänge und Diadem beweisen die
Identität auf der Platte (B 43), welche sie unter einem Baum
sitzend zeigt, denn als Äpfel in Relief an gemalten Zweigen er-
kläre ich die Kugeln. Sie wolint wohl der Ernte bei, welche
(B 42) zwei Mädchen, Dienerinnen des Tempels, unter Assistenz
des Hahnes vornehmen. Daß diese heiden Reliefs zusammen-
47) Orsi, Notizie, 1909, S. >321.
48) Vielleicht schlägt die Führerin an das Gefäß, um einen Ton hervor-
zubringen, durch ihn böse Geister verscheuchend ; oder das Gefäß soll durch
den Stab vor schlimmen Beeinflussungen geschützt werden.
49) Förster, Persephone, S. 65 ; Oldfather, a. a. 0., S. 117.
50) Orsi, Notizie, 1909, S. 322ff.
51) Brit. Mus. Cat. Coins, Italy, S. 241 ff.
52) Literatur zusammengestellt bei Rqscher, s. v, Kora, S. 1308,
Rudolf Pagenstecher:
mit einer Schatzkammer 47) — ist eine in feierlicher Haltung
thronende Frauengestalt. In den Iiänden hält sie ein Kästchen
oder einen Korb (A 4) und empfängt so von einem vor ihr
stehenden Mädchen Hahn und Ball als Opfergaben (B5). Oder
sie sitzt vor einem schön gearbeiteten Tisch, auf dem ein sorg-
fältig zusammengelegtes Gewand und ein Diadem ruhen (B 6). Da-
neben steht ein Stäbchen, nach welchem sie greift, um mit ihm
die Schale in ihrer Linken zu berühren, wie es uns andere Reliefs
(A H 9, 50; B 25, 26) lehren, auf denen eine Frau, wohl die
Oberpriesterin in Vertretung ihrer Iierrin, mit einem Zuge junger
Mädchen, welche der Göttin zu weibende oder ihr umzulegende
Gewänder bringen, feierlich einherschreitet. Sie berührt mit dem
Stab die erhobene Schale. 48) Auch vor der so thronenden Göttin
steht ein junges Mädchen mit Hahn und Ball. Die gleichen
Gaben dürfen wir in der Idand der ein anderes Mal (B 14) heran-
tretenden weiblichen Gestalt voraussetzen. Das Attribut der
Göttin ist hier die Ähre. Kein Zweifel also, daß wir es mit
Persephone zu tun haben, der in Unteritalien vor allen verehrten
Gottheit, der Spenderin der Fruchtbarkeit, als deren Hauptsitz
Lokri bekannt war^ 9), an die sich auch Weihungen innerhalb
des Bezirkes gefunden liaben 50), deren Ähre sich das nahe Meta-
pont zum Stadtwappen erkor. 51) Wir wissen, daß das hoch-
berühmte lokrische Heiligtum die Scharen der Räuber anlockte 52),
und von seinem Reichtum wollen uns ja auch die Reliefs in den
Darstellungen kostbarer Schreine, Geräte und Gefäße einen Be-
griif geben.
Offenbar dieselbe Göttin ist noch in anderer Haltung und
Beschäftigung abgehildet. Ohrgehänge und Diadem beweisen die
Identität auf der Platte (B 43), welche sie unter einem Baum
sitzend zeigt, denn als Äpfel in Relief an gemalten Zweigen er-
kläre ich die Kugeln. Sie wolint wohl der Ernte bei, welche
(B 42) zwei Mädchen, Dienerinnen des Tempels, unter Assistenz
des Hahnes vornehmen. Daß diese heiden Reliefs zusammen-
47) Orsi, Notizie, 1909, S. >321.
48) Vielleicht schlägt die Führerin an das Gefäß, um einen Ton hervor-
zubringen, durch ihn böse Geister verscheuchend ; oder das Gefäß soll durch
den Stab vor schlimmen Beeinflussungen geschützt werden.
49) Förster, Persephone, S. 65 ; Oldfather, a. a. 0., S. 117.
50) Orsi, Notizie, 1909, S. 322ff.
51) Brit. Mus. Cat. Coins, Italy, S. 241 ff.
52) Literatur zusammengestellt bei Rqscher, s. v, Kora, S. 1308,