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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0018
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18

Rudolf Pagenstecher:

rischen Reiter sind jedoch gewiß eher die Dioskuren (B 46), denen
Lokri seine Rettung verdankt 73), als beliebige Sterbliche.

Bei welchen Darstellungen man, wo es sich um weibiiche
Verehrer der Gottheiten handelt, an Priesterinnen, bei welchen
an gewöhnliche Frauen 'und Mädchen zu denken hat, wird mit
Sicherheit wohl nie entschieden werden können. Gewiß ist es
ein dem Tempeldienst angehörendes Mädchen, welches der Göttin
bei der Toilette hilft (A 57), ihr Spiegel und Kästchen bringt
(A 59). Eine Priesterin nimmt aus der reich verzierten in der
prächtig ausgestatteten Schatzkammer stehenden Lade das sorg-
fältig zusammengelegte Gewand 74) (A 63), und Tempeldienerinnen
werden es sein, welche (A 60 und 61) das Kleid bereit halten,
gleichsam um es der Göttin umzulegen. 75) Die wirklich opfernden
Mädchen aber darf man mit größerem Recht für Besucherinnen des
Tempels ausgeben.

Unter diesen vor dem Götterpaare oder der Persephone allein
stehenden Gestalten befmden sich auch zwei Götter, Dionysos
und Hermes. Der erstere erscheint in der feierlichen Haltung
schwarzfiguriger Vasenbilder 76), in den Händen Kantharos und
Rebzweig, dessen Trauben noch das göttliche Paar beschatten
(A 29—32, B 7, 9). Bei ihm fällt ganz besonders die ftir die
thronenden Gottheiten schon von anderer Seite betonte 77) enge
Zusammengehörigkeit mit den spartanischen Heroendarstellungen
auf. 78) Der bärtige, stehende Mann des in Athen befmdlichen Re-
liefs von Chrysapha (Katalog, Fig. 5) ist sein allernächster Ver- .
wandter. Zu den sitzenden Gottheiten wollen wir vor allem das
aus demselben Orte stammende bekannte Berliner Heroenrelief
nennen (Fig. 1). Dieselben Gaben wie die Götter, Hahn und Früchte,
erhalten auch die vergöttlichten Verstorbenen (vgl. Fig. 2). Noch

73) Röm. Mitt, 1890, S. 212 ; 1900, S. 3ff. (Petersen).

7U Es sei daran erinnert, obwohl dieser Gedanke hier kaum in Be-
tracht komrnen dürfte, daß Persephone vielleicht vom Webstuhl fort durch
die Göttinnen gelockt wurde. Förster, S. 42 6.

75) Man vergleiche den Parthenonzug, vor allern aber die Weihungen
an die brauronische Artemis. C. J. A., II, 751 ff.

76) Merkwürdig die beide Attribute vereinigende großgriechische Münze
Brit. Mus. Cat. Italy, p. 395 (Roscher, I, 1100). Warum Dionysos auf den
Lokrireliefs als bevbptxpq bezeichnet wird (Oldfather, 115), leuchtet mi'r
nicht ein. Der Rebzweig kennzeichnet ihn nicht als solchen.

77) Percy Gardner, Skulptured Tombs of Hellas, S. 79.

78) Tod-Wace, A Catalogue of the Sparta Museum, S. 102fi.
 
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