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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0028
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28

Rudolf Pagenstecher :

Tritt nun i\.phrodite, vielleicht in ihrer Eigenschaft ais Göttin
der in jedem Frühjahr neu erstehenden menschlichen Naturkräfte,
der Unterwelt und der den Segen des Bodens spendenden Göttin
der irdischen Fruchtbarkeit auf diesen dem Kult der Toten zum
größtenTeil gewidmeten Gefäßen nahe, so bekräftigt uns dieseZu-
sammenstellung eine kleine Gruppe von Tonreliefs tarentinischen
Fundortes 'und Fabrikates, von denen Evans die erste genaue
Nachricht gegeben hat. 141)

„Part of sepulchral frieze the frame of which consists of
two fluted columns resting on two steps and supporting an
entablature above. Under the arch thus formed is seen a head
and bust in high relief, apparently of Persephone with her hair
arranged as in some of the votive terracottas of fourth century
date from the Temenos of Persephone, wearing long pointed car-
rings and with a veil descending from the back of her head,
and a chitön covering her well-developed bosom. On either
sidle of her are two naked amorini, that to the right holding
a wreath.“

Wir kennen den starken Persephonekult in Tarent 142), von
dem vielleicht die römischen Ludi Tarentini beeinflußt worden
sind. 143) Aber dürfen wir denn wirklich diese Göttin hier er-
blicken? Ein weiblicher verschleierter Kopf zwischen zweiEroten!
Das kennen wir so genau von unteritalischen Yasenbildern her,
daß wir gezwungen sind, hier wie dort die gleiche Göttin zu
sehen. Um den Namen zu finden, müssen wir die ganze eng
zusannnengehörige kleine Gruppe der tarentinischen Reliefs be-
trachten. 144)

Das von Evans als letztes erwähntes Stück gehört nicht
an diesen Ort. Es zeigt den heroisierten Toten, wie der Heraus-
geber ihn nennt, auf seiner Kline gelagert, stellt sich somit z'u
den sogenannten Totenmahlen, deren Bedeutung in Tarent end-
gültig noch nicht festgestellt. worden ist. Nur weniges, aher
um so enger zusammengehöriges, bleibt dann übrig.

141) Journal Hellenic Siudies, VII, 1886, S. 34, 3.

142) Evans, ebdt.

143) Roscher, III, 2, 3143.

144) Journal IJellenic Studies, VII, 1886. S. 331. ; Petersen, Röm.
Mitt., 1901, S. 57ff. ; Arndt-Amelung, Einzelverkauf 596—598 mit Text von
Arndt und Petersen ; Brückner, Anakalypteria, S. 16 ; Athen. Mitt.,
1907, S. 97.
 
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