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Rudolf Pagenstecher :
leicht an den Leib gepreßt, hält ein zylmdrisches Schächtelchen. 148)
Der Oberkörper ist nur von zartem durchsichtigen Chiton be-
deckt, während ein schwerer Mantel den Unterkörper verhüllt
und seinen Halt am linken Unterarm fmdet. Von frischem Winde
gebläht, gibt der Schleier einen prächtigen Idintergrund für die
Gestalt der Göttin ab. s
Seewind ist es, der das Gewand so lustig flattern läßt, denn
aus dem Meere erhebt sich der Wagen. Noch werden seine Räder
von den in strenger Linienführung gezeichneten Wogen um-
spült 149), aber das Paar, das leicht schwebend das Gefährt in
schnellem Fluge hinter sich hergleiten läßt, hat sich bereits über
den Meeresspiegel erhoben. Unter seinen Füßen spielen Del-
phine, heitere Bewohner des südiichen Meeres 150), die Fahrt ilrrer
Göttin, der Schaumgeborenen, mit fröhlichen Sprüngen begleitend.
Denn auclr hier kann ein Zweifel, daß es sich um Aphrodite
handelt, nicht aufkommen. In welcher Eigenschaft aber sie hier
naht, darüber belehrt uns ein weiteres Relief [Taf. IIc], das siclr
jetzt ebenfalls in Triest befmdet. 151)
Mit keinem anderen Namen, als dem der Göttin, welche die
Ehe schirmt und über Eheversprechen wacht, dürfen wir die
Aphrodite nennen, welche hier in das Gemach der Braut tritt,
die, am Abend der Hochzeit des kommenden Gemahls harrend 152),
auf dem Lager sitzt, in festlicher Gewandung. An die Seite der
Kline lehnt sich ein sitzendes Mädchen; ob es eine Dienerin ist,
ob die der Braut so oft beigesellte Peitho 153), das zu entscheiden
haben wir kein Mittel. Die unbeteiligte Stellung dieser Neben-
figur spricht indessen eher für die erste Annahme. In der Linken
hält die Göttin den geöffneten Klappspiegel 154), von der Rechten
14S) In freundlicher Zuschrift erklärt mir Prof. P. STicoTTi-Triest den
Ciegenstand als zylindrisches Kästchen. Ich hatte nach der Photographie an
einen Vogel gedacht.
149) Außer auf Münzen auf gleichzeitigen Tarentinischen „Webege-
wichten“ in gleicher Stilisierung.
150) Petersens Deutung auf Schnecken kann ich mir nicht aneignen,
doch muß die Seltsamkeit der Darstellung zugegeben werden. Auf der x\bb.
sind die Konturen leider durch die Retouche etwas verändert worden. Del-
phine über Wogen auf Webegewichten. Aphrodite auf dem Schwan über das
mit Fischen belebte Meer fliegend, zu beiden Seiten Eroten : Mite ceram., IV, 4.
151) Die Erwähnungen s. o. Anm. 144.
152) Brückner, Anakalypteria.
153) An eine Magd dachte schon Petersen im E. V. zu Nr. 597/598.
154) Die Erklärung hefriedigt nicht ganz. Nach Sticottis Mitteilung ist
der Gegenstand auch am Original nicht erklärlich.
Rudolf Pagenstecher :
leicht an den Leib gepreßt, hält ein zylmdrisches Schächtelchen. 148)
Der Oberkörper ist nur von zartem durchsichtigen Chiton be-
deckt, während ein schwerer Mantel den Unterkörper verhüllt
und seinen Halt am linken Unterarm fmdet. Von frischem Winde
gebläht, gibt der Schleier einen prächtigen Idintergrund für die
Gestalt der Göttin ab. s
Seewind ist es, der das Gewand so lustig flattern läßt, denn
aus dem Meere erhebt sich der Wagen. Noch werden seine Räder
von den in strenger Linienführung gezeichneten Wogen um-
spült 149), aber das Paar, das leicht schwebend das Gefährt in
schnellem Fluge hinter sich hergleiten läßt, hat sich bereits über
den Meeresspiegel erhoben. Unter seinen Füßen spielen Del-
phine, heitere Bewohner des südiichen Meeres 150), die Fahrt ilrrer
Göttin, der Schaumgeborenen, mit fröhlichen Sprüngen begleitend.
Denn auclr hier kann ein Zweifel, daß es sich um Aphrodite
handelt, nicht aufkommen. In welcher Eigenschaft aber sie hier
naht, darüber belehrt uns ein weiteres Relief [Taf. IIc], das siclr
jetzt ebenfalls in Triest befmdet. 151)
Mit keinem anderen Namen, als dem der Göttin, welche die
Ehe schirmt und über Eheversprechen wacht, dürfen wir die
Aphrodite nennen, welche hier in das Gemach der Braut tritt,
die, am Abend der Hochzeit des kommenden Gemahls harrend 152),
auf dem Lager sitzt, in festlicher Gewandung. An die Seite der
Kline lehnt sich ein sitzendes Mädchen; ob es eine Dienerin ist,
ob die der Braut so oft beigesellte Peitho 153), das zu entscheiden
haben wir kein Mittel. Die unbeteiligte Stellung dieser Neben-
figur spricht indessen eher für die erste Annahme. In der Linken
hält die Göttin den geöffneten Klappspiegel 154), von der Rechten
14S) In freundlicher Zuschrift erklärt mir Prof. P. STicoTTi-Triest den
Ciegenstand als zylindrisches Kästchen. Ich hatte nach der Photographie an
einen Vogel gedacht.
149) Außer auf Münzen auf gleichzeitigen Tarentinischen „Webege-
wichten“ in gleicher Stilisierung.
150) Petersens Deutung auf Schnecken kann ich mir nicht aneignen,
doch muß die Seltsamkeit der Darstellung zugegeben werden. Auf der x\bb.
sind die Konturen leider durch die Retouche etwas verändert worden. Del-
phine über Wogen auf Webegewichten. Aphrodite auf dem Schwan über das
mit Fischen belebte Meer fliegend, zu beiden Seiten Eroten : Mite ceram., IV, 4.
151) Die Erwähnungen s. o. Anm. 144.
152) Brückner, Anakalypteria.
153) An eine Magd dachte schon Petersen im E. V. zu Nr. 597/598.
154) Die Erklärung hefriedigt nicht ganz. Nach Sticottis Mitteilung ist
der Gegenstand auch am Original nicht erklärlich.