Gr. A. Gerhard:
tretern der Gattung verzeichnet. Als Zeuge für diese Rubri-
zierung diente Gregor von Naziauz, der die beiden Anfangs-
verse von fr. 1 zugleich mit andern gnomischen Trimetern als
Entlehnung aus der 'weisen Tragödie' ausgibtA)
Zweifel gegen den dramatischen Charakter der Chares-
Fragmente äußerte als erster TH. BERGE 6)^ neuerdings unab-
hängig von ihm U. V. WlLAMOWITZ-AIOELLENDORFFd) BERGE
hatte die ausgesprochene Didaktik der Verse empfunden, als ihren
Autor aber statt des Chares willkürlich den Kyniker Krates
statuiert.s) v. WiLAMOwiTZ behandelte die Frage aus Anlaß
eines Zuwachses, den der Anfang von fr. 1 durch das Chares-
Zitat hei Lydus & IV 113 um einen Vers nach vorne erfährt:
δαπάνην ακαφον μηδαμώς προσίεσο.
Die sämtlichen Chares-Reste überschauend, stellte er dabei die
Diagnose 'auf ein paränetisches Gedicht in Iamben', auf 'triviale
Spruchdichtung für die Kinder'.
Diese Diagnose wird nun glänzend bestätigt durch einen
glücklichen Papyrusfund aus der Heidelberger Sammlung, der
einer schnellen Herausgabe wert zu sein scheint. Das vermutete
Spruchgedicht des Chares tritt uns hier mit Resten von über
50 Versen leibhaftig wieder vor Augen. Der Name des Autors
ist zwar in den vorhandenen Bruchstücken nicht überliefert.
Aber eins der bekannten Fragmente (fr. 2), die Mahnung, die
Zunge zu beherrschen, findet sich (V. 22—24) in einem Zu-
sammenhang vor, der auf den ersten Blick den Eindruck des
Organisch-Ursprünglichen macht und den Gedanken an ein Flori-
legium ausschließt. Bei aller Zerstörung des Textes erkennen
0 Greg. Naz. c. X tfg vPVMtc, Vers 585 ff. (Band 37, 8p. 722 f. MiGNE): ήκουσα
τούτο τής σοφής τραγωδίας* [ Τετράς δέ πεψω πασαν ήνίαν κρατεΐν. { μόνη
γάρ ών πέπονθεν ούκ ^χει χάρινλ } 'έν πλησμονή τοι Κόπρις, έν πεινώσι δ' οΰ'. I
'παχεΐα γαστήρ λεπτόν οΰ τίκτει νόον' κτλ.
6) Lbetac Gracc: 1Β, 1882, 8. 372.
?) Hermes XXXIV, 1899, S. 608 f. (Lesefrüchte XL).
0 Schon lange vor BERGK wird dieser Name zu den Atenander-Monosticha
80. 81 (= Chares fr. 2, 1 und 1, 1 N.) genannt von A. MEiNEKE. In den
Cown Gnacc. 1X1 1841, 8. 363, schreibt er kurzweg: 'g Cfmtgig . 2, in
den Tligwan&V rg^'giaag, 1823, S. 315 wenigstens noch: 'g CraMg
G^rg CTnuWe) 8*gA?i.V Beim letzteren, d. h. bei JoHANN GoiT-
LOB SCHNEIDER im Anhang seiner ya&aJag Agsgp?'ag (Breslau 1812), 8. 215 (zu
V. 75 f.) beruht diese Nennung des Krates statt des Chares anscheinend nur auf'
einem Irrtum, den ΜεΐΝΕΚΕ versehentlich übernahm.
tretern der Gattung verzeichnet. Als Zeuge für diese Rubri-
zierung diente Gregor von Naziauz, der die beiden Anfangs-
verse von fr. 1 zugleich mit andern gnomischen Trimetern als
Entlehnung aus der 'weisen Tragödie' ausgibtA)
Zweifel gegen den dramatischen Charakter der Chares-
Fragmente äußerte als erster TH. BERGE 6)^ neuerdings unab-
hängig von ihm U. V. WlLAMOWITZ-AIOELLENDORFFd) BERGE
hatte die ausgesprochene Didaktik der Verse empfunden, als ihren
Autor aber statt des Chares willkürlich den Kyniker Krates
statuiert.s) v. WiLAMOwiTZ behandelte die Frage aus Anlaß
eines Zuwachses, den der Anfang von fr. 1 durch das Chares-
Zitat hei Lydus & IV 113 um einen Vers nach vorne erfährt:
δαπάνην ακαφον μηδαμώς προσίεσο.
Die sämtlichen Chares-Reste überschauend, stellte er dabei die
Diagnose 'auf ein paränetisches Gedicht in Iamben', auf 'triviale
Spruchdichtung für die Kinder'.
Diese Diagnose wird nun glänzend bestätigt durch einen
glücklichen Papyrusfund aus der Heidelberger Sammlung, der
einer schnellen Herausgabe wert zu sein scheint. Das vermutete
Spruchgedicht des Chares tritt uns hier mit Resten von über
50 Versen leibhaftig wieder vor Augen. Der Name des Autors
ist zwar in den vorhandenen Bruchstücken nicht überliefert.
Aber eins der bekannten Fragmente (fr. 2), die Mahnung, die
Zunge zu beherrschen, findet sich (V. 22—24) in einem Zu-
sammenhang vor, der auf den ersten Blick den Eindruck des
Organisch-Ursprünglichen macht und den Gedanken an ein Flori-
legium ausschließt. Bei aller Zerstörung des Textes erkennen
0 Greg. Naz. c. X tfg vPVMtc, Vers 585 ff. (Band 37, 8p. 722 f. MiGNE): ήκουσα
τούτο τής σοφής τραγωδίας* [ Τετράς δέ πεψω πασαν ήνίαν κρατεΐν. { μόνη
γάρ ών πέπονθεν ούκ ^χει χάρινλ } 'έν πλησμονή τοι Κόπρις, έν πεινώσι δ' οΰ'. I
'παχεΐα γαστήρ λεπτόν οΰ τίκτει νόον' κτλ.
6) Lbetac Gracc: 1Β, 1882, 8. 372.
?) Hermes XXXIV, 1899, S. 608 f. (Lesefrüchte XL).
0 Schon lange vor BERGK wird dieser Name zu den Atenander-Monosticha
80. 81 (= Chares fr. 2, 1 und 1, 1 N.) genannt von A. MEiNEKE. In den
Cown Gnacc. 1X1 1841, 8. 363, schreibt er kurzweg: 'g Cfmtgig . 2, in
den Tligwan&V rg^'giaag, 1823, S. 315 wenigstens noch: 'g CraMg
G^rg CTnuWe) 8*gA?i.V Beim letzteren, d. h. bei JoHANN GoiT-
LOB SCHNEIDER im Anhang seiner ya&aJag Agsgp?'ag (Breslau 1812), 8. 215 (zu
V. 75 f.) beruht diese Nennung des Krates statt des Chares anscheinend nur auf'
einem Irrtum, den ΜεΐΝΕΚΕ versehentlich übernahm.