Mohammedanische Städter, Fellachen u. Beduinen im heutigen Ägypteri.
gestreift. An clen Schmalseiten befmden sicli Quasten. Will man
dieses Kleidungsstück anlegen, so macht man an einer Stelle des
Randes der Längsseite, nicht weit von dem Ende, einen Zipfel und
bindet diesen mit zwei Fäclen einer Quaste fest. Die hierdurch ent-
stehende Schlinge muß so weit sein, daß der Kopf ]3ec{uem hin-
durchschlüpfen kann. Ist das geschehen, so hält man das Tuch,
welches in seiner ganzen Länge nach links herahfallen muß, mit
cler Hand des ausgestreckten linken Armes fest und legt das frei-
bleibende Stück mit der rechten Hancl um die Schulter, oder um
Kopf und Schulter. Ist dabei regelrecht verfahren worden, so fällt
der LFmhang auf allen Seiten gleichmähig fast bis auf clie Knöchel
herunter. Bei jungen Burschen habe ich oft einen kürzeren Hiräm
(nusse hiräm) gesehen, cler nur die Hälfte cles Oberkörpers bedeckte.
Über den Hiräm kann in cler kälteren Jahreszeit noch ein schwarzer
Mantel Cabaje), mit Armlöchern aber ohne Ärmel, geworfen werden.
Unter dem Hiräm trägt man ira Sommer blob ein langes Hemcl
uncl darunter Hosen. Im Winter komrnt bei clen Wohlhabenderen
über das Idemd noch ein Kaftan mit oder ohne Weste (sicleri) wie
bei den Städtern. Sehr eingebürgert haben sich in neuerer Zeit
baumwollene Unterjacken. Dieselben bieten bei den vrährend der
Frühjahrsmonate vorherrschenden starken Norclwinden einen sehr
wirksamen Schutz gegen Erkältungen, haben aber clen Nachteil,
claß das Ungeziefer schwmr daraus zu vertreiben ist. Wer nicht
barfuß gehen will, steckt seine Fühe gewöhnlich in breite, gelbe
Saffian-Pantoffel (balghä), clie keine Absätze haben, und deren Kappen
nach innen eingeschlagen sind. Dieselben können auch beim Reiten
zu Pferde getragen werden, weil der orientalische Steigbügel, wegen
der groben Breite seiner Sohle uncl Seitenrahmen, clas Abgleiten
cler Pantoffel verhindert.
Entgegen cler Gewohnheit der Städterinnen, aber in Überein-
stimmung mit cler cler Feliachinnen, tragen die Frauen der Beduinen
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auch außerhalb des Zeltes nicht den Gesichtsschleier (burhu
sondern den Kopfschleier (tarha). Derselbe läßt, seibst wenn er
nicht zurückgeschlagen ist, meistens einen Teil cles Gesic-htes sehen.
Die Natur der Wohnungs- uncl Lebensverhältnisse bringt es weiter
mit sich, clafs clie Mädchen nicht so streng von dem Yerkehr mit
der männlichen Jugend abgeschlossen werden können wie in
cler Staclt. Darum sind Liebes- und Neigungsheiraten unter ihnen
keine Seltenheit. Dementsprechend ist auch die Stellung der Ehe-
Sitzuugsberiehte der Heidelb. Akademie, philos.-hist. Kl. 1912. 17. Abh.
gestreift. An clen Schmalseiten befmden sicli Quasten. Will man
dieses Kleidungsstück anlegen, so macht man an einer Stelle des
Randes der Längsseite, nicht weit von dem Ende, einen Zipfel und
bindet diesen mit zwei Fäclen einer Quaste fest. Die hierdurch ent-
stehende Schlinge muß so weit sein, daß der Kopf ]3ec{uem hin-
durchschlüpfen kann. Ist das geschehen, so hält man das Tuch,
welches in seiner ganzen Länge nach links herahfallen muß, mit
cler Hand des ausgestreckten linken Armes fest und legt das frei-
bleibende Stück mit der rechten Hancl um die Schulter, oder um
Kopf und Schulter. Ist dabei regelrecht verfahren worden, so fällt
der LFmhang auf allen Seiten gleichmähig fast bis auf clie Knöchel
herunter. Bei jungen Burschen habe ich oft einen kürzeren Hiräm
(nusse hiräm) gesehen, cler nur die Hälfte cles Oberkörpers bedeckte.
Über den Hiräm kann in cler kälteren Jahreszeit noch ein schwarzer
Mantel Cabaje), mit Armlöchern aber ohne Ärmel, geworfen werden.
Unter dem Hiräm trägt man ira Sommer blob ein langes Hemcl
uncl darunter Hosen. Im Winter komrnt bei clen Wohlhabenderen
über das Idemd noch ein Kaftan mit oder ohne Weste (sicleri) wie
bei den Städtern. Sehr eingebürgert haben sich in neuerer Zeit
baumwollene Unterjacken. Dieselben bieten bei den vrährend der
Frühjahrsmonate vorherrschenden starken Norclwinden einen sehr
wirksamen Schutz gegen Erkältungen, haben aber clen Nachteil,
claß das Ungeziefer schwmr daraus zu vertreiben ist. Wer nicht
barfuß gehen will, steckt seine Fühe gewöhnlich in breite, gelbe
Saffian-Pantoffel (balghä), clie keine Absätze haben, und deren Kappen
nach innen eingeschlagen sind. Dieselben können auch beim Reiten
zu Pferde getragen werden, weil der orientalische Steigbügel, wegen
der groben Breite seiner Sohle uncl Seitenrahmen, clas Abgleiten
cler Pantoffel verhindert.
Entgegen cler Gewohnheit der Städterinnen, aber in Überein-
stimmung mit cler cler Feliachinnen, tragen die Frauen der Beduinen
c >•>
auch außerhalb des Zeltes nicht den Gesichtsschleier (burhu
sondern den Kopfschleier (tarha). Derselbe läßt, seibst wenn er
nicht zurückgeschlagen ist, meistens einen Teil cles Gesic-htes sehen.
Die Natur der Wohnungs- uncl Lebensverhältnisse bringt es weiter
mit sich, clafs clie Mädchen nicht so streng von dem Yerkehr mit
der männlichen Jugend abgeschlossen werden können wie in
cler Staclt. Darum sind Liebes- und Neigungsheiraten unter ihnen
keine Seltenheit. Dementsprechend ist auch die Stellung der Ehe-
Sitzuugsberiehte der Heidelb. Akademie, philos.-hist. Kl. 1912. 17. Abh.