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Schwally, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 17. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Lebens der mohammedanischen Städter, Fellachen und Beduinen im heutigen Ägypten — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32892#0036
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Friedrich Schwally;

dürfen, wenn die vornehmsten Gäste getafelt haben, die Reste
aufessen helfen.
Der Beduine lebt im allgemeinen einfach und genügsam und
sieht, auch wenn er nicht arm ist, nur selten Fleisch auf seiner
Tafel. Obwohl mein Gastgeber ein seiir wohlhabender Mann war,
haben wir doch oft den ganzen Tag nur von Brot, Reis und Milch,
oder von Brot, Honig und Milch gelebt. Nur ab und zu, bei be-
sonderen Anlässen wird geschlachtet, und es * finden dann große
Schmausereien statt. Von clen Riesenschüssein, welche cla auf-
getragen werden, und von der Unersättlichkeit der Beduinenmagen
macht man sich nur schwer eine Vorstellung. Von zwei solcher
Schmausereien, an denen ich teilgenommen habe, sei das Menü
mitgeteilt:
A. 1. Gebratene Hammelkeule.
2. Gekochte Hammelkeule in Reis.
3. Kleine Fleischstücke in Brühe.
4. Melühlje.
5. Mismislje (gekochte Aprikosen in Brühe mit Rosinen und
Mandeln, das Ganze gekühlt).
B. 1. Gekochte Hammelkeule.
2. Truthahn gebraten.
3. Kuskus (vgl. oben S. 27).
4. Würfelförmig gesclmittene, rohe Gurken in süßer Milch.
5. Milchreis (ruzz u-läbän).
Die Numerierung soll nicht etwa die Reihenfolge der Gänge
andeuten. Denn alles wird gleichzeitig aufgetragen, und jeder
nimmt, was ihm beliebt. Es gibt indessen gewisse Speisen, die
fast ausschließlich am Anfange cles Mahles — z. B. Melühlje —,
und solche, clie zuletzt verzehrt werden, z. B. Milchreis und Süf3-
speisen. Das Fleisch war immer äußerst zähe, da es, der Gewohn-
heit cles Landes entsprechend, sclion kurz oder gleich nach der
Schlachtung in der Küche verarbeitet wirch
Zuweilen ist der Gastgeber mit der Animierung seiner Gäste,
mit der Überwachung der Dienerschaft und anderem mehr so sehr
beschäftigt, daß er sich nicht zusammen mit den Gästen zu Tische
setzt, sondern sein Mahl später einnimmt. Es ist mir immer be-
sonders komisch vorgekommen, wenn die Gäste in solchen Fällen
dem allein speisenden Hausherrn zusahen und seine, alle paar
Minuten wiederholte Aufforderung zum Mitessen (tafaddalü) lachend
ablehnten.
 
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