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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 6. Abhandlung): Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32881#0024
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24

Hans von Schubert:

gewesen und von da zum Kurfürsten mit Johanns obigem Be-
gleitbrief weitergegangen. Der Bote wird spätestens in den
letzten Tagen des Monats in Köln beim Kurfürsten eingetroffen
sein, zur rechten Stunde, um diesem die Lage in der Heimat und
die Meinung seiner getreuen Universität mitzuteilen. Am 29. ritt
Karl V. in Köln ein, empfangen von den Kurfürsten, am nächsten
Tag auch begrüßt vom Sachsen, der eines Gichtanfalls wegen an
der Krönung in Aachen nicht teilgenommen hatte und ihn hier
nun zuerst sah. Am 31. Oktober nach der Frühmesse wurde in
der Sakristei zwischen dem Kaiser und den Kurfürsten die Ein-
berufung des Reichstags nach Worms auf den 6. Januar be-
schlossen.^) Vielleicht in dieser Unterredung — die also genau
drei Jahre nach dem Thesenanschlag geschah — war es, daß der
Kaiser Luthers Landesherrn zusicherte, man werde dem Mönch den
Weg Rechtens, wie er sich erholen, gestatten und ihn nicht un-
gehört verurteilen.^) Dann wäre sogar in derselben Stunde der
Wormser Reichstag und das Lutherverhör beschlossen
worden.
Der Boden war trefflich vorbereitet. Erasmus war zur Stelle,
nicht minder Sickingen, der hei dem Kaiser für Luther sein ge-
wichtiges Wort einlegte und auch für Hutten zu erwirken suchte,
daß er nicht indicta causa verdammt würde.^) Wir ersehen aus
demselben Brief Huttens an Luther von der Ebernburg, daß
Sickingen sich viel von dem Fürstentag versprach für die Trennung
des Kaisers von den Papisten, und daß man darauf hinarbeitete,
nichts vor dem nächsten Reichstag entscheiden zu lassen. Es
ist sicher, daß der Kaiser sich den Wünschen der Nuntien ver-
sagte und mit Friedrich in nahe Fühlung auch über die Luther-
sache trat.es) Von den Kurfürsten war dieser des Mainzers, des
6°) II, 102, 136.
61) Erasmi opp. (Lugd. Bat. 1703), III, 1890 ; A. SCHRÖDER, Dfg Fgr-
TücsMryg e7e., /a.7u&. c%gs 7Ü37. Fm*. IX (1896),
S. 159, 165f. (Berichte der Augsburger Gesandten an den Rat von Augsburg) ;
IvALKOFF, Z /. AG., XXV, 549 f., 583 f. Nach der Bemerkung Aleanders v. 30.,
daß der Kurfürst sich nicht sprechen lasse, weii er Geschälte mit dem Kaiser
habe, muß auch der 30. offen gehalten werden, RA. II, 459.
62) Erasmi opp. 1. c. ; Hutten an Luther v. 9. Dez., ENDERS, III, 14. Am
5. speiste Sickingen beim Kurfürsten, Spalatins Ann., MENCKEN, Script, rer.
gerrn. etc., II, 604. KALKOFF, a. a. O., S. 549, A. 2.
63) Erasmus, a. a. O., vgl. KALKOFF, S. 549f. Über die ausgesucht höf-
liche Behandlung des Sachsen überhaupt AgfeAs/m/.saHm?, II, 102. Dem ent-
spricht die Stimmung Aleanders.
 
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