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Windelband, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 9. Abhandlung): Über Sinn und Wert des Phänomenalismus: Festrede — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32884#0019
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Über Sinn und Wert des Phänomenalismus.

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semeiotisches Gepräge: es hat sich von Demokrit an durch den
Epikureismus und den Occamschen Terminismus und den ge-
samten modernen Nominalismus bis zu Helmholtz’ physiolo-
gischer Optik fortgepflanzt, die weit davon entfernt ist, kan-
tisch (wie man wohl gesagt. hat) gedacht zu sein.
Aber was bedeutet diese Semeiotik denn nun anders, als
daß an die Stelle des naiven Verhältnisses der Gleichheit,
das in dem Erkennen zwischen Vorstellung und Gegenstand,
zwischen Bewußtsein und Sein obwalten sollte, eine andere
Kategorie, die der Kausalität getreten ist? Sie bestimmt z. B. in
typischer Weise die metaphysisch orientierte Erkenntnislehre
von Lotze, wenn er das Erkennen als eine der Beziehungen auf-
faßt, in denen die Momente des Wirklichen zueinander stehen.
Zu den vielen Arten der Wechselwirkung der Dinge, mit denen
ihr Wesen in die Erscheinung tritt, gehört als hervorragende
auch ihre Wirkung auf das Bewußtsein: das und nichts sonst
ist, was wir Erkenntnis nennen. Darum wehrt sich Lotze mit
Recht gegen die abschätzige oder resignierte Redeweise, womit
man zu sagen pflegt, menschliches Wissen enthalte ,,nur“ Er-
scheinung; er führt dagegen, wie es ähnlich früher einmal der
okkasionalistische Cartesianer Geulincx getan hatte, feinsinnig
aus, daß das Aufblühen dieser Erscheinungswelt im Bewußtsein
für den Gesamtbestand und den Gesamtsinn der Wirklichkeit
bedeutsamer und wertvoller sei als alles, was sonst sich
zwischen den Dingen ereignen könne. Ihm ergibt sich aber aus
diesem Begriff der Erkenntnis als Wechselwirkung, daß in dieser
„Erscheinung“ ebensoviel von dem Wesen der wirkenden Dinge
wie vom Wesen des aufnehmenden Bewußtseins zu fmden sein
müsse. Verfolgt man einseitig das letztere Moment, so gelangt
man zu den relativistischen Folgerungen des heutigen Prag-
matismus: achtet man auf beide zugleich, so erwächst für die
Erkenntnistheorie die Aufgabe, aus dem tatsächlichen Erkennen
unter Ausscheidung der anthropologischen Momente den über-
greifenden Vernunftbestand des Wirklichen, die Logik des Gegen-
standes, herauszuarbeiten.
Es genüge an diesen Beispielen, um den unvermeidlichen
Übergang des kategorialen Verhältnisses von Wesen und Er-
scheinung in dasjenige von Ursache und Wirkung zu erläutern:
indessen gerade aus dieser Verwandtschaft folgt, wie unhaltbar
der Versuch des absoluten Phänomenalismus ist, die Gesamtheit

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