Metadaten

Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 1. Abhandlung): Ein ungedruckter Bericht über das Konklave von 1241 im römischen Septizonium — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33042#0026
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

K. Hampe:

nach Anagni entzogen. Wer sie; und wer die Zurückbleibenden
waren, läßt sich nicht siclier feststellen, immerhin auf Grund
unsres Briefes etwas genauer als bisher. Der in Rom gefangene
Colonna. scheidet für die nächste Zeit ganz aus dem Spiel der
Parteien aus. Außer ihm, so berichtet der Placentiner Annalist
(SS. 18, 485), seien nur zwei Kardinäle in Rom geblieben, in
denen v. Westenholz (S. 61) Sinibald Fieschi und Richard
Annibaldi wegen ihrer (für den einen bezeugten, für den andern
vermuteten) Krankheit erkennen möchte. Auf der andern Seite
würde Matthäus von Paris (IV, 194), der von sechs bis sieben
in Rom zurückgebliebenen Kardinälen spricht, damit zweifellos
viel zu hoclr greifen, wenn er hei dieser Stelle nicht etwa die
damalige Gesamtzahl, sieben, der nicht in Iiaft befindlichen Kar-
dinäle im Auge gehabt haben sollte. Eine Stelle unsres Briefes
führt etwas weiter.

Das Befürchtete trat wirklicli ein; schon am 10. Aovember
1241, nach nur siebzehntägigem Pontifikat, starb Cölestin IV.
Die Lage in Rom war so gefahrdrohjend, daß von den zurück-
gebliebenen Ivardinälen selbst die, welche in der Stadt über
Macht und Adelsverbindungen verfügten, es nich't wagten, am
Leichenbegängnis des Papstes teilzunelnnen und ihm der Sitte
gemäß die letzten Ehren zu erweisen. 45) Da Johami Colonna
in seiner Haft für solche Teilnahme nicht in Frage kommen
konnte, von den übrigen a.ber einige (aliqui) trotz ihres An-
sehens niclrt zu folgen wagten, so ergibt sich, daß diese übrigen
mindestens noch drei an Zahl gewesen sein müssen. Es ist
ohne weiteres verständlich, daß von den Ivardinälen diejenigen,
welche stadtrömische Familieninteressen zu vertreten hatten, sich
am ersten zum Bleiben veranlaßt sahen, zumal wenn sie durch
Zugehörigkeit zu kaiserfeindlichen Adelsgesclileclitern vom Se-
nator persönlich weniger zu besorgen hatten. Ma.n möchte da
an Richard Annibaldi in erster Linie denken; aucli Romanus
von Porto stammte, nach seinem Beinamen zu schließen, aus

allem ist vielleicht am vvahrscheinlichsten, claß ein oder zwei Kaxdinäle
erst nacli Cölestins Ableben entwischten, und die gleichlautenden Ladebriefe
mit der Todesanzeige auf ihre schon vorlier geflohenen Brücler Riicksicht
nahmen. Dann ergäbe sich kein ernstlicber Widerspruch zu den Chronisten-

angaben. Auch -würde sich so leicht erklären, claß die Kardinäle in Anagni
über die dem Tocle Cölestins folgenden Zustände in Rom gut unterrichtet waren
45) Vgl. den unten gedrockten Brief, gegen den Schluß.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften