Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 10. Abhandlung): Zur Geschichte der Taufe in Spanien: I. Isidor v. Sevilla, Ildefons v. Toledo und Justinian v. Valencia "Über die Taufe" — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33053#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Paul Giaue:

die wörtlichen Übereinstimmimgen zwischen Isidor und Ildefons
in den genannten Schriften, Übereinstimmungen, die sich oft durch
viele Zeilen hindurchziehen ? Gehen sie darauf zurück, daß beide
eine gemeinsame Quelle benutzt haben, oder darauf, daß Ilde-
fons den Isidor ausgeschrieben hat ?

Zu diesen beiden Fragen hat s. Zt. auch Adolf Helfferich
Stellung genommen. Während seine Schrift ,,Der westgotische
Arianismus und die Spanische Ketzergeschichte“ in der Wissen-
schaft im übrigen keine Rolle mehr spielt und wohl als antiquiert
gilt, wirken die Aufstellungen, die er in bezug auf die Taufschriften
Isidors, Ildefons’ und Justinians von Yalencia gemacht hat,
bis in die neueste Zeit nach; fast alle Gelehrte —• und es sind nicht
wenige —, die von verschiedenem Ausgangspunkte her Veran-
lassung hatten, auf cliese Schriften einzugehen, haben sich der
Ansicht Helfferichs angeschlossen, allerdings ohne daß sie sich
der Mühe unterzogen hätten, seine Tliese eingehend zu
prüfen * 1 *. Eine derartige Untersuchung scheint mir aber dringend
nötig, bevor man es wagen kann, aus Helfferichs Behauptung,
wie es bis lieute geschieht, weitergehende Folgerungen für die
Literatur- und Kultusgeschichte zu ziehen. Besonders in letz-

im 6. Jahrhundert herrschenden innigen Beziehungen zwischen Spanien
und Afrika ganz natürlich, im 7. Jahrhundert dagegen wäre es höchst auf-
fallend, weil ohne Beispiel,“ so ist das samt der Folgerung, die er daraus
zieht, hinfällig.

1 Soviel ich sehe, hat sich nur Loofs ganz gelegentlich mit einem Worte
gegen Helfferich ausgesprochen (HRE. 3 3, 316, 27), und auch Drews
hat nur ganz kurz seinen Gegensatz kundgetan (HRE. 3 19, 436, 45 —49).
Nachdem ich mich schon längere Zeit den Studien über den Kultus in Spanien
zugewandt hatte, erfuhr ich von Drews, daß er sich für die These,
die ich hier auszufiihren suche, in Übereinstimmung mit mir befände.

Sonst aber hat man — hier und da mit geringeren Modifikationen — von
katholischer und evangelischer Seite Helfferich zugestimmt, so z. B. Gams,
Kirchengeschichle Spaniens 1864 II, 1. S. 455, wo er anerkennt, daß Helfferich
für seine These sehr starke Gründe beibringe und evident beweise, daß die
Schrift de ordine baptismi viel früheren Ursprungs sei, und II, 2, S. 137
(1874), wo er erklärt, daß er zur Ansicht Helfferichs hinneige. Caspari, Quellen
zur Geschichte des Taufsymbols 1869 II S. 290 ff., vgl. auch S. 162 Anm.
137; Holtzmann, Die Ivatecbese der alten Kirche in Tbeol. Abhandlungen,
C. v. Weizsäcker gewidmet, 1892, S, 99; Kattenbusch, Apostol. Symbol I
1894 S. 155 Anm., der es für durchaus glaublich hält, daß Ildefons den

Justinian reichlich benutzt habe, dem es aber fraglich ist, ob man mit
irgendwelchem Rechte sein Werk nur eine „leichte Überarbeitung“ des
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften